Vorlesungen über eine künstige Theorie des Opfers oder des Kultus : zugleich als Einleitung und Einladung zu einer neuen mit Erläuterungen versehenen Ausgabe der bedeutendsten Schriften von Jacob Böhm und S. Martin
Die Liebe, fagt der DI. Paulus, thut dem Näczften nichts Bofes. So ift num die Liebe des Gefeßes Erfüllung. Jede Ende geht fohin aus Lieblojigkeit hervor; wie aber alle Liebe fich auf Achtung gründet, jo geht alle Nichtliehe von Nichtachtung aus. Die Sünde, aus Menfchenhaß und Verachtung entipringend, zielt fohin jedesmal auf Verderbung, zerftörung und Vernichtung des Menfchen. Wer feinen Bruder nicht liebt ift (im Herzen) fihon ein Todrfehläger, Aber diefe praftifche Menfchenläugnung fällt mit praftifcher Gottesläugnung zufammen. Das Band der Liebe und Wer: einung, welches mehrere Gemüther al3 Glieder eines und dejfelben Gemeinwefens freiz weil von innen heraus verz bindet, fann nur als Wirkfamfeit Eines und deffelben all diejen Gemüthern zugleich inwohnenden centralen Mefeng begriffen werden, dem jie fich alle von Rechtsiwegen unters worfen haben.
Ein einzelnes diefer Glieder Fanın fohin nicht anders aus diefer Verbindung heraus oder in fie hinteintreten, ala dadurch, daß dafjelbe im erften Falle feine Unterwirrfigfeit unter jenes gemeinfame Höhere auffagt, im leßtern in Diefe Unterwürfigfeit tritt. Dort verfchließt fich das austretende Glied der centralen Snwohnung des gemeinfamen Gottes, indem es fi) felbft als Centrum geltend machen will; hier aber öffnet fid ein folches Glied der centralen Inwohnung diefes Gottes.
Die Religion pricht darım in ihrem Hauptgebote: ‚Xiebe Gott über Alles, deinen Nächiten aber wie dich felbft« 1