Zur Parallele der russischen Kriegsführung von 1812 und 1915 : Nachtrag zu dessen Denkschrift: "Über den Einfluss Ludwig v. Wolzogens auf die russischen Kriegsführung von 1812" von 1912

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an deſſen Witwe Emilie geb. v. Lilienberg, Ludwig von Wolzogen zugebilligt hat.

Wußte und merkte aber die Ententepreſſe und Poliwanow nicht, welche Torheit ſie der heutigen ruſſiſchen oberſten Heeresl[eitung zumuteten mit der behaupteten Parallele zwiſchen 1812 und 1915?

Wie kann man heute bei den durchweg und bis auf den Grund geänderten Verhältniſſen, vor allem des LTransports, im Ernſte daran denken, die deutſchen Heere ins Fnnere Rußlands hineinzulo>en und dadurch zu vernichten? Können ſie denn niht, im ſ{hneidenden Gegenſaße zu 1812 allen möglichen Kriegsbedarf, namentlich die ſ<were Artillerie, tagtäglich genügend ſi<h fommen laſſen, tros aller enormen Schwierigkeiten, welche dur< die barbariſche Unkultur, die Natur und die ruſſiſche Kriegsführung ſi<h ihnen entgegenſtellen? Wie blind und unwiſſend muß eine Zuhörerſchaft ſein, der man eine ſolche Parallele vortragen darf, ohne mit HSohngelächter bede>t zu werden!

Die Verfechter der Parallele haben alſo der oberſten ruſſiſchen Heeresführung einen vollendeten Unſinn zugemutet; Nuſſen, Franzoſen und Engländer, wie auh „Neutrale“ haben ihn geglaubt! riſum teneatis amici! Wel<' pyramidale Urteilsunfähigkeit!

Enver Paſcha, der türkiſche Kriegsminiſter, hat dem Vertreter der Nordamerikaniſchen „Aſſociated Preß“ fehr richtig u. a. geſagt, wenn der ruſſiſhe Kriegsminiſter vor der Duma von einer Wiederholung der Napoleoniſchen Niederlage von 1812 geredet habe, ſo habe er damit nur ausgeſprochen, daß er ſelbſt um ein Jahrhundert zurü> ſei und die modernen Verkehrs- und Transportmittel ni<t in Berechnung ziehe. Vielmehr werde die ruſſiſche Armee für eine genügende Zeit „erledigt“ werden. Er hat ebenſo flar als wahr geſprochen.

Der bekannte Romanſchriftſteller Graf Leo Tolſtoi war freilich anderer Anſicht, wie neuli<h in der Preſſe betont wurde. Aber wenn er in ſeinem Buche „Napoleon und der ruſſiſche Feldgug“ 1888 meinte, daß die ruſſiſhe Taktif von 1812 n i <#t beabſichtigt geweſen ſei und daß man niht daran gedacht habe, die Feinde ins Junere zu lo> ſo ift das eine mehr auf Kombination und Phantaſie; E 4 auf hiſtoriſchen Tatſachen beruhende, völlig wertloſe; Me