Zur Parallele der russischen Kriegsführung von 1812 und 1915 : Nachtrag zu dessen Denkschrift: "Über den Einfluss Ludwig v. Wolzogens auf die russischen Kriegsführung von 1812" von 1912
— 10 —
Oberbefehl und behandelte Barklay derart ſ<hle<t, daß er am 20. September das Heer verließ, womit au<h Wolzogens Tätigkeit beim Heer ihr Ende erreichte, ſo daß er zum Kaiſer zurükehrte und hm genauen Bericht erſtattete. Alexander hatte am 18. Juli zu Poloszk, bevor er hier das Heer verließ, dem in das Geheimnis eingeweihten Barklay die feſte Jnſtruktion gegeben, die Armee nur mit größter Vorſicht zu gebrauchen, da ſie die einzige ſei und von ihrer Erhaltung die Erhaltung Rußlands abhänge; eine Niederlage deShalb auf alle Weiſe vermieden werden müſſe.
Prinz Georg und alle anderen hatten davon keine Ahnung, ſonſt hätten ſie den trefflichen Barklay nicht îo ſ<mähli< verkennen fönnen. Alexander aber hat dem Drängen der „Ruſſen“ nachgeben zu müſſen geglaubt, obwohl er es ſicherlich mit ſchwerem Herzen getan hat. Von KQutuſoff hatte er durchaus keine hohe Meinung, wie aus Wolzogens Memoiren klar hervorgeht. Aber ‘auch dieſer ſeiner Überzeugung tat er Gewalt an, ſo ſtark war eben ſchon damals der Haß gegen die „Deutſchen“, die das Rückzugsſyſtem vertraten, welches Rußland — wie heute von den „RNuſſen“ mit großer Emphaſe ausgerufen wurde — gerettet hat.
Prinz Georg erwähnt den Franzoſen Sebaſtiani, deſſen von Koſaken erbeutete Papiere die Verräterei Wolzogens bewieſen hätten. Damit verhielt es ſi<h folgendermaßen:
Barklay hatte am 8. Auguſt bei Fnkowo einen Überfall auf die franzöſfiſ<hen Vorpoſten unter Oberſt Sebaſtiani ausgeführt, dieſen ſelbſt zwar niht, aber zwei andere Oberſten und 600 Mann gefangen und Sebaſtianis Papiere erbeutet. Wolzogen fand, als er Barklay dazu Glüd wünſchte, in dieſen Papieren einen Brief des Königs Murat von Neapel an Sebaſtiani des Fnhaltes, daß die Ruſſen gegen Rudino rekognoſzieren wollten, er ſolle de8halb auf ſetner Hut ſein. Wolzogen äußerte ſogleich zu Barklay, er befürchte, daß man im Heere nun ihn, der von jedem Nufſen jeßt ſhon gehaßt werde, als den Verräter bezeichnen werde. (!!). Obwohl Barklay dieſe Befür<tung zurüd>wies, hatte Wolzogen doch ganz richtig vorausgeſehen. Großfürſt Konſtantin, die Fnkarnation des
a 2? Stofruſſentums (in ſeinen Adern floß faſt nur deutſches * Blut) äußerte ſogar ganz offen, Wolzogen ſei ein Ver-