Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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fäße, und darauf wateten wir durh Knie hohes Gras zu unſern Gefährten hinüber. Die Pflanzen wurden ‘eingelegt, und bei unſerer Mahlzeit ſchien ſih unſere gewöhnliche Koſt in Folge des beſten Appetits in eine fürſtliche Tafel zu verwandeln.

Es mochte drei Uhr Nachmittags ſein, als wir uns auf den Rüfweg begaben. Die größere Stre>e, den Berg hinab, blieben wir beiſammen, dann aber trennten ſih zwei Montenegriner von uns, um nah dem Sutorman Uasprice fich zu begeben, von wo ſie mir noch einige kleine hübſche Steinchen bringen wollten. Vor Limliani holten ſie uns ein. Jene Steinchen waren nichts anderes, als einzelne, oder mehrere vereinigte Glieder des Stengels der foſſilen Art Encriniies moniliformis, (welchen ſie am ähnlichſten ſehen), die man jeßt gewöhnlich Trochiten, Sternſteinchen, Räderſteinchen, Bonifacius Pfennige u. \. w., oder Entrochiten und Walzenſteine nennt. Sonderbarer Weiſe hielten dieſe die Montenegriner für verſteinertes Geld, welches eine ſehr reiche Frau, die in jener Gegend der Sage nach gehauſt, verloren haben ſollte.

Jn Limliani wurden wir bei unſerer Rückkehr von einem andern Popen, als früher, Namens Peter Aidufovich aufgenommen. Auch er muß auf unſern Beſuch ſchon vorbereitet geweſen ſein, da ſeine Frau eine Hühnerſuppe bereitet hatte, die dem Capitaine, Petrarca und Spiro (denn die früher mitgenommenen Monte=negriner hatten wir ſchon entlaſſen) trefflich mundete. Mir wax ſie zu ſcharf gewürzt, weil man, wie ih ſpäter bemerkte, außer manchen andern Zuthaten, um ſie pikant zu machen, auch ſpaniſchen Pfeffer (Capsicum annuum) hineingelegt hatte. Nach dieſem Mahle zogen wir nah Boljevicha zurü>, wo uns Plamenaz über Nacht aufnehmen wollte. Morgen gedachten wir dann weiter nah dem See von Scutari zu reiſen.

Ein wunderſchöner Abend beſchloß den heutigen, unvergeßz lichen Frühlingstag, den ſ{önſten, welchen ih in Montenegro erlebte. Die Sonne ſank immer tiefer und tauchte endlich“ hinter denſelben Bergen nah dem Meere hinab, auf denen wir vor Kurzem geſtanden hatten.

Nahe vor Boljevicha, als wir von den Felſen in die Tiefe hinabſtiegen, ertönte ein melancholiſcher Flötenflang. Ein Jüng-