Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht
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ling ſaß am Abgrunde auf einem Felſen, und trillerte eine einförmige Melodie, während ſeine Heerde friedlich um ihn weidete. In der Wohnung des Capitains angelangt, entſchieden wir uns nach vorhergegangener näherer Eréundigung, da unſere morgende Reiſe größtentheils zu Waſſer zurü>zulegen war, für ein zweirudriges Boot mit zwei Montenegrinern, welche dem Capitaine als zuverläſſige Leute bekannt, uns erſt nah den Jnſeln im See von Scutari, und dann ſpäter nah dem Bazar am Fluſſe Czernojevicha bringen ſollten. — Petrarca und Spiro warteten noh das Abendeſſen ab, während ih auf meinem ſtillen Stübchen Ruhe ſuchte, die ih endlich fand.
Acbter Tag.
Um fünf Uhr Morgens brachen wir in Geſellfchaft unſeres uns noh ein Stü>k Weges begleitenden gaſtfreundlichen Capitains nach dem See von Scutari auf. Auch ein Senator, der uns begegnete, {loß ſi für einige Zeit an uns an. Bei ihm und dem Capitaine erkundigte ih mich nach einigen Landeseinrichtungen, beſonders nah den Verwaltungszweigen. Die höchſte Behörde, welche unmittelbar dem Vladika zur Seite ſteht, iſt der Senat, welcher aus zwölf Mitgliedern gebildet wird. Nicht ununterbrochen ſind dieſelben in Cettigne anweſend, ſondern mit Ausnahme des dort wohnenden Präſidenten, in die verſchiedenen Provinzen vertheilt, aus denen ſie bei wichtigen Verhandlungen nah der Reſidenz beſchieden werden. Abweichend von der im Allgemeinen angenommenen Eintheilung des Landes in vier dis fünf Provinzen oder Nahien, welche oben ſhon erwähnt wurden, iſk eine ſpeciellere in zehn. *) Sie heißen: Czermnißa Nahia, Riecska Nahia, Katunska Nahia, Berda Bielo Paulovih, Piperi Nahia, Kutſchi Nahia, Moraſa Nahia, Jrovza
*) Es findet eine noch viel ſpeciellere Eintheilung ſtatt, die ſi< an die größten Stämme, Berbrüderungen und Familien knüpft, welche im Lande ſh auszeihnen. Einige der hierher gehörigen Namen giebt Karadſchih an, auf Seite 5 ſeiner Schrift.