Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Wohnung des Senators einen auffallenden Eontraſt gegen die Koſtbarkeit der Waffen. Kaum fiel durch die kleinen Fenſter, welche auf dem ſtets bedrohten Wranina auch als Schießſcharten dienen können, einiger Lichtſcheinz in einer E>e des Zimmers befand ſi die Feuerſtelle, in der andern war Mais hoch aufgeſchüttetz einige Kaſten vertraten die Meubel, und zum Beweiſe der größten Genügſamkeit und Oekonomie im Uebrigen reichte mir die Frau des Senators, von ihr ſelbſt geholtes Waſſer, in einer Kaſſerolle zum Trunke dar. — Jn den wenigen Minuten, die wir auf unſern Bootsmann noh warteten, mußte ich, von Herbeiſtrömenden umlagert, wieder Heilmittel verordnen, und, auf die äußerſte Spize meines Bootes geflüchtet, umſ<wärmte mich, da unglü>licher Weiſe unſer Fahrzeug kürzer, als nebenſtehende war, auch ſelbſt dort die Jugend von Wranina, bis wir endli<h uns auf und davon machten.

Noch eine zweite Inſel, Leſſendra genannt, lag auf der nördlichen Seite des Sees von Scutari, und wir beſchloſſen, da Petrarca, der ſie ſchon von ſonſt her kannte, mir dort reichliche Ausbeute vorher ſagte, auh nah ihr hin eine kleinen Abſtecher zu machen. Ein einzeln ſtehendes, thurmähnlichhes Häusthen machte ſie uns {on aus der Ferne kenntlich. Fhr höchſter Punkt erhob ſich vielleicht nur vierzig Fuß Über das Niveau des Sees, und ihre Größe mag in der Länge, wie in der Breite faum hundert Schritte betragen haben. Troß dem, daß ihr Geſtein derſelben Art, wie das von Wranina war, unterſchied fich ihre Vegetation doch vortheilhaft von jener, indem die ganze Inſel eigentlich, ſo zu ſagen, ein Garten war. Dichte hohe He>en von Granaten, von blauen und weißen Waldreben (Clematis Viticella und Flammula), faßten faſt den ganzen Umkreis der Jnſel ein, und hie und da erhoben ſich Feigenbäume, die theilweiſe an den Wurzeln von den Wellen des Sees beſpült wurden. An dunkeln Weinranken {lang ſich das hellere Laub der Gichtrübe (Bryonia dioica) mit rothen Beeren, von dem Boden, den es theilweiſe überzogen hatte, empor. Wir ſammel-= ten reihli<, und kaum waren wir nah Umwanderung der Inſel, zu unſerer Landungsſtelle wieder zurü>gekehrt, ſo wurde es dunkel. Da ſi der Himmel ſelbſt bewölkte, nahm die Dunfelheit noh mehr zu, und wir konnten die lezten Pflanzen nur