Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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noc bei einem brennenden Holzſcheit, da aber auch dieſer dur den Wind erloſch, nur bei glimmender Kohle einlegen. Darauf wurden wir in das Haus des Bewohners von Leſſendra eingeladen, um nach eingenommenem Nachtmahle dort der Ruhe zu pflegen.

Leſſendra war gewiſſermaßen ein militairiſcher Wachpoſten ; unſer Wirth, einer von der Guardia, bewohnte ganz allein mit ſeiner Frau und ſeinem Kinde den Thurm. Durch dieſen Wachpoſten ſoll verhindert werden, daß die Jnſel nicht durch einen Ueberfall beſest werde. Kann ein Mann, als Einzelner zwar einen beſondern Widerſtand nicht leiſten, ſo vermag er doh durch Schießen und ſonſtige Merkzeichen den nahen Einwohnern von Weanina, falls eine Gefahr drohen ſollte, Kunde zu geben. Ueberhaupt ſcheint Leſſendra, ſo klein es auch iſt, den Montenegrinern doch deshalb ein wichtiger Punkt zu ſein, weil ſie, im Falle Wranina einmal wirkli< Überrumpelt werden ſollte, ſich dort noh halten, und neue Angriffe von da aus unternehmen éönnten. — Jn das thurmähnlihe Caſtell ſtiegen wir an einer etwa fünfzehn Sproſſen hohen Leiter hinauf, die leicht beweglich, auf und nieder gezogen werden fonnte. Unſer Wirth nahm uns in ſeinem pe<ſhwarzen, räuchrigen Quartiere zwar nach beſtem Vermögen aufz “ allein auf lange wollte es uns nicht behagen. Die Hite wurde ſo drü>end, daß wir für dieſe Nacht ein Bivouac in unſerm Boote der Fortezza von Leſſendra vorzogen, und uns daher an das Ufer des Sees zurli>begaben. Ein Montenegriner blieb bei unſerm Wirthe, der andere bei uns, und dieſer placirte ſich auf der dem Ufer zugewendeten Spie unſeres Kahns, während ih die entgegengeſeßte und Petrarca die mit meinen Sammlungen beſchwerte Mitte des Bootes einnahm.

Neunter Tag-

Die Nacht war ſtürmiſch. Mit jeder Viertelſtunde ſchlugen die Wellen heftiger ans Boot. Der Wind ſauſte über uns hinweg, und beugte das hohe Schilf über uns her. Bisweilen bli>te der Mond durch die fliegenden Wolken. Mücken ſummten