Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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Fluß ſeinen Namen erhalten, erbli>ten wir. — Indem wir uns dem Marktfle>en näherten, zeigte ſich einiges A>erland und Wieſen, die in jenem Augenbli>e, als wir vorüberfuhren , in Folge des höhern, als gewöhnlichen Waſſerſtandes, zum Theil überſhwemmt waren. Bei weſtlichen Winden, wo das Waſſer aus dem See von Scutari in die Mündung und das Bette der Czernojevicha hinein getrieben ird, pflegt dies immer zu geſchehen.

Schon eine Stunde vor dem Bazar hatten wir auf den uns einſchließenden Bergen einzelne MWanderer erblickt, die ihren Weg nah Fiumera nahmenz bald wurde ihre Zahl größer und furz vor dem Marktfle>en zeigte ſich eine lange, unabſehbare Reihe einander einzeln folgender Landeseinwohner. Alles eilte zum Markte. Weiber, obgleich mit \chwerbeladenem Rücken, gingen demungeachtet behende, indem ſie ſelbſt ihre Kinder noch mit ſih ſchleppten. Munter ſeßten die Männer über die Steine fortz ihre Bürde waren nur Flinte, Piſtolen und Hangyar, leere Kugel- Schrot- und Pulvertaſchen, welche leßtere nun wieder gefüllt werden ſollten. Truppweiſe hatten ſie ſich von den Weibern getrennt und beeilten ſich wetteifernd Fiumera am früheſten zu erreichen, indem ſie dann und wann auch einen einfórmigen Geſang hören ließen.

Am Ufer war unſerem Boote Freund Spiro entgegen gekommen, der ſeit unſerer Abweſenheit gute Ruhe gehabt, und zugleich ein Haus für die Niederlegung unſerer Bagage ausgeſucht hatte. Wir betraten das Land, dann die naheliegende Wohnung, und ſchi>ten uns, um nicht zu verſpäten, ſogleich zum Beſuche des Marktes an, von welchem noch das lebhafteſte Treiben dur ein ſhon von Ferne hörbares Geräuſch zu uns herüberſchallte.

Die Verkaufenden hatten dort, theils unter ähnlichen Vorhallen der Häuſer, wie in der Waffenſchmiede zu Cettigne, theils unter freiem Himmel, ihre Waaren ausgebreitet. Die Käufer drängten ſich ſo dicht, daß man nur mit Mühe zwiſchen ihnen hindurh kommen konnte. Hier ſaßen türkiſch gekleidete Schnei der mit allen Arten von Kleidungsſtücken, den kleinen rothtuche=nen, mit ſhwarzer Seide am Rande eingefaßten Kappen, rothen, zahlreich mit Goldborten verbrämten Jaen, Blouſenhoſen, wolle-