Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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weniger mit Waſſer angefüllt werden. Nimmt man dazu, daß die Höhenzüge der Dinariſchen Alpen an der öſtlichen Grenze des dalmatiniſchen Küſtenlandes nah Vegetation und (ußerer Geſtaltung viele Verwandtſchaft mit den montenegriniſchen Bergketten zeigen, ſo iſt es ziemlih gewiß, daß die ganze Maſſe der Juliſchen, Dinariſchen und wahrſcheinlih auh der Sardiſchen Gebirge, (die Höhen von Montenegro mit eingeſchloſſen ) einerlei Kalkformation angehören, und zwar derjenigen, welche ſehr treffend von unſerem berühmten Geographen Herrn Profeſſor E. Ritter damit näher charakteriſirt iſt, daß ſie voll Höhlen, Grotten, Verſenkungen, Trichter, unterirdiſcher Canäle ſei, in denen ſich die Gewäſſer verlieren, und ſehr oft ſchiffbar wieder hervorbrechen. *)

Wie leid es mir auch that, daß ih die montenegriniſche Stalaktiten Höhle vor meiner Abreiſe von Cettigne niht mit eigenen Augen ſehen konnte, ſo hatte ih doh, wenn ih an meine Pflanzen dachte, viel Urſache mich zu freuen, daß mir das Glü> auch in Hinſicht des Wetters, welches in Montenegro dem plöblichſten Wechſel und den äußerſten Extremen unterworfen zu ſein pflegt, indem es entweder ſehr {wÜül, oder ſehr ſtürmiſch und regnigt ſi darzuſtellen pflegt, auf meinen Excurſionen im Ganzen ſo günſtig geweſen war. Jch tröſtete mich deshalb über meine fehlgeſchlagenen Hoffnungen, und nahm wiederum meine Pflanzen vor, bei denen ih den Reſt des Vormittags zubrachte, um ſîe von Neuem umzulegen. Am Nachmittage erhielten der Archimandrit und der eine der Kammerherren Erlaubniß mir die koſtbaren Meßgewänder und Kirchen Geräthe zeigen zu dürfen, welche in den Thurmgemächern des Kloſters aufbewahrt waren. Der Ornat des verſtorbenen ſowohl, als der des jet regierenden Vladika zeichneten ſih ebenſowohl durch die geſ<hma>vollen und künſtlihen Stickereien, als durch ihre Koſtbarkeit aus. Namentlich war der Ornat des jezigen- Vladika, welcher deſſen ſeltener Größe entſprah, noh reicher an Schmu>, als der des verſtorbenen, indem er faſt ganz aus Gold-

und Silberſti>ereien beſtand. Daneben wax er von ſehr bedeuatis E a

*) Vergl. C. Ritters ſehs Karten von Europa ( Hauptgebirgsketten); Schnepfenthal in der Buchhandlung der Erziehungsanſtalt, 1806 Ebel, Zwölf Tage a. Montenegro. 9