Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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ein Eingang zu einer- größeren Höhle geweſen ſein mag. Es zeigte mir heute auf Veranlaſſung meiner Nachfragen ferner der Archimandrit am Ende des lebten ſüdlichſten Gebäudes des Kloſers, das ſchon hinterwärts auf den Felſen aufgebaut iſt, ein tiefes Loch in dem dortigen Keller, das ſich, wie er erzählte, noh in unbekannter Weite, ja ſelbſt wie einige meinten, bis an den Monte Sella fortziehen ſoll. Er erwähnte dabei auh, daß der Wind, der auch bei unſerer Beſichtigung aus der Oeffnung wehte, immer, ja zu manchen Zeiten ſehr heftig herausſtoße und , daß öfter das in der Höhle befindliche Waſſer ſteige und einen Theil des Kellers anfülle, ja, daß daſſelbe ſogar einmal, vor mehreren Jahren, ſo angewachſen und ausgetreten ſei, daß die ganze Ebene von Cettigne dadurch in einen Teich verwandelt worden. *) Eine andere größere Verſenkung ſoll ſih in der Nähe der ſchon erwähnten Mühle des Vladika am Abhange der Navrella Gorra befinden. Beiläufig erwähne ih hier, um das Vorhandenſein ſolcher großen unterirdiſhen Höhlen noh mehr zu begründen, der Schilderung, welche Herr Profeſſor Petter aus Spalato von einer bei Cattaro, am Abhange des Lovchiener Gebirges gelegenen Höhle giebt. **) Er erzählt:

„Eine Viertelſtunde Weges von Riſano iſt eine Höhle an einer Felſenwand am Meere, etwa ſiebenzig bis achtzig Fuß über demſelben, aus welcher zur Regenzeit ein Gießbach ins Meer ſtürzt. Jm Sommer iſ ſie tro>en. Jch ging etwa dreihundert Schritte in dieſelbe hinein und zwar immer abwärts, alſo muß das Waſſer von einer ſtarken Höhe kommenz aber Niemand weiß woher.“

Nach allem Erwähnten ſcheint es mir nun, daß die Gebirgsformation Montenegros denſelben Charakter habe, als die des Karſtes bei Trieſt, wo ſih Tropfſteinhöhlen von dem größten Umfange befinden, durch die ſich ebenfalls kleine Bäche oder Kanäle ziehen, die doh wenigſtens zu gewiſſen Zeiten mehr oder

*) Hienach erſcheint auh die Sage, daß die Ebene von Cettigne einſt ein See geweſen, nicht ganz grundlos.

%*) Vergl. ſeine geographiſche Skizze von Dalmatien, in Sommers Taſchenbuch, Jahrgang 1835, pag. 205.