Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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gegen halbe Mannshöhe vertieft war. Den Boden bildeten natürlih wieder nichts als Steine (‘man denke ſh Pflaſterſteine ungeregelt durcheinander geworfen), durch die zugleich ein kleiner Bach rieſelte, welcher, "obgleih von dem anhaltenden Regen ſchon ángeſchwollen, uns nur wenig incommodirte, da wir naſſer, als wir {on waren, niht mehr werden konnten. Wie freuten wir uns, als furz vor Utergf, vielleiht in demſelben Augenbli>e, da wir in die Provinz Czermniha eintraten, das Gewitter nachließ, die Wolken ſih theilten, der {öne Mond hervortrat und hin und wieder Lichterſchein aus Wohnungen uns entgegen leuchtete. Spiro. war einige Schritte vorausgeeilt und als wir eintrafen, ſahen wir ihn zu einem auf einer Mauer ſibenden, mit langem, ſhwarzen, hinabhängenden Gewande gekleideten Manne ſprechen, der mit ſchneeweißem Haupthaare- und weißem Barte, von Ausſehen, wie ein ehrwürdiger Eremit uns beim matten Mondenſcheine verwundert entgegenſah. Die Unterhandlung Spiros mit: ihm bewegte ſih um eine erbetene Aufnahme zur Nacht, zu welcher der alte Mann, ein Prieſter des Orts, mit Namen Toddor Wuk Marovich, ſi< um ſeiner eingeſhränkten Lage willen nicht reht verſtehen zu. wollen ſchien. Als wir aber zum Gruße uns herzlih geküßt hatten und mit Allem vorlieb. nehmen wollten, führte er uns in ſeine-Wohnung.

Von einem zur re<hten Hand nur ſchwach: noch lodernden Feuer hatte der Rauch, der oben durch die lo>ern Sparren und Dachziegel ſeinen Weg nahm, die ganze Hütte gefüllt , welche ebenſo, wie alle Geräthe in derſelben faſt ganz ſ<warz war, und es währte einige Zeit, bis unſere Augen ſih, eben ſo an das nächtliche Dunkel der Wände, wie an den beizenden Rauch gewöhnen founten. Da wir zunächſt dafür ſorgen mußten uns zu tro>nen, ſo wurde das Feuer ſtärker angeſhürt und wir ſeßten uns nahe neben daſſelbe, nahdem wir uns wenigſtens von der ſchädlichen naſſen Fußbede>ung und den Oberkleidern befreit hatten. Es war nicht die angenehmſte Lage auf einer Seite am Feuer ſhwißen, auf der andern beinahe frieren zu müſſen; denn, um des zunehmenden Rauches willen, war die Thüre und das ihr gegenüberliegende Fenſter geöffnet worden. Nicht glü>lich genug häßte ih mi<h, meinen Mantel auf die Reiſe mitgenommen zu_ haben, der mir nun vortreffliche Dienſte leiſtete.