Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

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mit ihren großen und kleinen Kürbisflaſchen, *) von der Ciſterne Waſſer zu holen, verſehen, begegneten uns und wir boten ihnen faſt ununterbrochen das gebräuchliche Pomagha Bog, zum Gruß. Von der Capelle tönte einladend vernehmliches Läuten zu uns hinab. Als wir näher kamen, wurde es auffallend ſtärker, ſo daß ih mi verwundernd bei Spiro und Petrarca nach der Urſache deſſelben erkundigte, da es von einem gewöhnlichen Abendgeläute zu verſchieden war. Spiro lächelte und wollte nicht ret heraus, aber Petrarca, indem er zugleih bergaufwärts auf die Wohnung des Popen zeigte, wo ein großer Haufen Montenegriner aus vornehmem und geringem Stande, den Weg und die Mauern beſebt hatte, verſicherte: C’est pour vous monsieur! C’est pour vous! Als ih dies nicht glauben wollte, da ih nicht begreifen konnte, wie man auh nur von meiner Ankunft erfahren, ſo maŸte er mich darauf aufmerkſam, daß ich heute Morgens von Utergk aus meine Pflanzen nah Bercelle vorausgeſendet habe. Vielleicht mochte auh der gute alte Pope Marovih, da ihn heute eine Prozeſſion (es war ein griechiſcher Feſttag ) mit ſeinem Amtsgenoſſen zuſammengeführt hatte, ein freundliches Wort über mich geſprochen haben. Genug, das Läuten galt mir.

Jn Hemdeärmeln, mit dem großkrämpigen Morlaenſtrohhute bede>t, trat ih in meinem durchaus nicht feierlichen, von der geſtrigen Waſſerpartie gezeichneten Anzuge in die Ringmauern der Beſizung des Popen, von welcher, zu meinem Troſte, durch das geſchloſſene Thor der Zudrang des Volkes alsbald abgeſperrt wurde. Zutraulich empfîng mich unſer in der Thüre ſtehender _ Wirth, mit Namen Andreas Stankovich, der durch ſeines, ihm wohlbekannten Petrarcas Erſcheinung freudig überraſcht, denſelben ſchon vielfach umhalſt hatte. Es war ein junger hübz {er Mann, von etwa dreißig Jahren; er trug den bei den dortigen Mönchen gebräuchlichen rothen Fez, eine blaue kurze Jake, blaue Blouſenhoſen, weiße Strümpfe, ſchwarze Schuhe,

*) Kürbisflaſchen ſind getro>nete, flaſchenförmige ihrer Säamen entleerte Kürbiſſe, welhe in Montenegro ‘in den verſchiedenfren Größen zu Waſſerbehältern gebraucht werden.