Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

aber deuteten es als ein frohes feſtliches Zuſammenſein, bei dem fich die Montenegriner recht wohl fühlten.

Petrarca, der nach gerade alle Producte ſeiner {häßbaren Kunſt aufgetragen, wurde als das vierte Mitglied endlih auh zur Tafel geladen. Er war doh einmal unentbehrlich! Eben war er Koch geweſen, nun wurde er wieder Dolmetſcher, ja ſelbſt ein angenehmer und nüßlicher Geſellſchafter, indem er. durch hundert Neuigkeiten den Capitain und meinen Wirth erfreuen fonnte. - Auch mir leiſtete er noh weſentlichen Vorſchub, weil er die Rückſprache wegen der Excurſion nach der türkiſchen Grenze zur allgemeinen Verſtändigung und zum definitiven Be\hluſſe führte. Unſerm müden Capitaine fielen endlich die Augen zu, und ſo beſchloſſen wir unſere Sißung aufzuheben, nah welcher wir uns Jeder an ſeinen Ort zur Ruhe begaben.

Gegen zwölf Uhr legte ich mich ſehr ermüdet ins Bette auf mein Strohlager. Doch ein unzählbares Heer von Wanzen ſezte mir ſchon nach einer viertel Stunde, in der ich eben eingeſchlummert war, o unerträglich zu, daß ich aufgewe>t und vom Lager getrieben wurde. Fch ſtre>te mi deshalb, um nicht noch einmal der Berfolgung mich preis zu- geben, weit entfernt mitten in der Stube auf den Fußboden nieder. Die Montene=griner heulten noh immer \chauerlih in die Nacht, deren fühler Hauch durch das geöffnete Luckenfenſter mir entgegen wehte.

Fünfter Tag

Um drei Uhr we>te mi ein gewaſfneter Montenegriner, ivelcher mich heute mit meinen Gefährten auf das nahe Gebirge als Führer begleiten ſollte. Petrarca und Spiro halfen das nothwendige Papier einſchnüren , und diesmal ohne Maulthiér, gingen wir mit der aufgehenden Sonne davon.

Bercelle liegt am Abhange der Tezza Gorra. Dieſe beſties gen wir zuerſt. Wir machten an einem oberhalb gelegenen, aus den Felſen ſi>erndem kühlen Waſſerquell, genannt Wodda Tez= zala Halt. Unſere botaniſche Ausbeute erfreute uns gemeinſam, denn auh {on Petrarca und Spiro hatten einiges Intereſſe