Zwölf Tage auf Montenegro : Heft 1. Reisebericht

85

dafür gewonnen. An dem Wodda Tezzala fand ih ein ſeltenes Pflänzchen, das ſhon allein genug war, mich für die heutige Excurſion zu belohnen. Es war die kleine, aber zierliche Silene Tommassinii (Leimfraut ; von Dr. Viſiani, einem dalmatiniſchen Botaniker zu Ehren Herrn Magiſtrats- Präſidenten Tommaſſini zu Trieſt ſo benannt), die bis dahin nur wenig erſt bekannt geworden. Welche angenehme Ueberraſchung dem Botaniker durch die Auffindung ſeltener Pflanzen bereitet wird, _fann ſich der Nichtbotaniker kaum denken.

Von dem Wodda Tezzala ſtiegen wir weiter aufwärts auf die beiden Raſkowadazze und den Monte Bukoaprodo, von telchem leßtern wir auf das {one Thal von Bukovizza und den See von Scutari hinabſahen. An den Bergabhängen zerſtreut lagen die Ortſchaften Dupiliani, nebſt der Kirche Kom, Briegani, Bukovizza, Sattonichi , Boljevicha und andere mehr. Hinter uns, auf dem öſterreichiſchen Gebiete ſahen wir das Fort Kopaz nebſt Berg und Ebene Berzeosfa und Guchodoska. Das Adriatiſche Meer war herrlich, wie immer. Wölkchen, noch wie ein leiſer Hauch, entſchwebten ſeinen Fluthenz andere jagte hin und wieder ein ſtärkerer Wind unter oder über uns hinweg. Die Bergkette, auf der wir uns befanden, ſtieg nah Süden gegen das hohe Sutorman Gebirge auf. Desgleichen die Thäler von Limliani und Sutorina Linsfka, zwiſchen den genannten und denen am See von Scutari gelegenen Gebirgskämmen.

Bis Nachmittag kletterten wir umher. Reichlich wurde unſere Excurſion belohnt. Von den höchſten Felſenriſfen hatten wir die {höne dort wachſende Natterwurz (Echium petraeum), die Steinkreſſe ( Aethionema saxalile ) und die bedornte Wolfsmil<h (Euphorbia spinosa ) geholt. Nahe dabei einige Hornflee, Wundklee, Ginſter, Fetthenne und ſelbſt ſehr ſeltene Quendel- Arten (Köllen Satureja Juliana), Pflanzen, die mir faſt alle nur nah cultivirten Exemplaren lebend, oder nah Herbarien getro>net bekannt geweſen waren. Die graßblättrige Glo>kenblume nahm ich gerne wiederum mit, und neben ihr einige wenige Exemplare der ſeltenern Campanula Lorei, nebſt anderen Arten. Zwiſchen den mit fetter Erde angefüllten und durch nachſinterndes Waſſer angefeuchteten Steinſpalten wucherten zu meiz ner Verwunderung vortrefflich manche ſ{öne Orchideen und