Über den Geist des Zeitalters und die Gewalt der öffentlichen Meinung

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aber Zähne und Klauen wurden ihm nach und nach entriſſen.

Denn ſeit den Tagen Luther?s und Calvins, blieb eine heimliche allmählich fortſchreitende Reformation in dem Schooße der proteſtantiſchen Kirchen beſtändig wirkſam; viele Vorurtheile wurs den vertilgt und die Schüler des Erasmus verbreiteten den Geiſt der Freyheit und Mákßigung. Gewiſſens -Freyheit wurde als ein unveräußers liches Recht hie und da behauptet, und die bee ſchränkte Erlaubniß der Geſeßze durch politiſche Klugheit und Erweiterung der Jdeen ſtillſchweigend ausgedehnt.

So viele Hinderniſſe auch der Zunftzwang der Scholaſtik dem Fortſchreiten der Kenntniſſe im ſeh8zehnten Jahrhunderte entgegenſtellte, ſo wurde dennoch das philologiſche Studium mit Thâätigs feit und Eifer betrieben, Man ſchrieb über wiſſenſchaftliche Gegenſtände in der lateiniſchen Sprache und machte ſogar lateiniſche gereimte Gedichte.

Dieſe Gewohnheit fiel zivar, weil der E __ mende Geſchmack fühlen ließ, daß ſchon Kunſt : und Fleiß genug erfordert würden, lateiniſche Nerſe nach einer richtigen Proſodie zu machen, ohne ich noch dazu den Zwang der: Reime aufzulegen