Archiv für das Studium der neueren Sprachen und Literaturen : Voyslav M. Yovanovitch, 'La Guzla' de Prosper Mérimée, Étude d'histoire romantique.

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Beurteilungen und kurze Anzeigen

Auch die Mériméesche Übertragung der berühmten Ballade ist schon von Tomo Matic im Archiv für slawische Philologie XXIX eingehend behandelt. Doch will Yovanovitch eine Monographie complète von Mérimée» Guxla geben und quelques conclusions plus générales ziehen, daher macht er die Arbeit noch einmal von sich aus. So zeigt er durch Zählung der Wörter der verschiedenen Fassungen die Konzision Mérimée». Werthes braucht 687 Wörter, Nodier 991, Mérimée nur 629, ohne etwas von dem Original fortzulassen. Er hätte hinzufügen können, dafs Goethe mit 589 Wörtern auskommt. Auch die neue Vergleichung de» Urtexte» und der bekannten Fassungen hat zum Hauptergebnis, dafs Mérimées Übersetzung eine der genauesten von den vielen vorhandenen ist. Goethe übernimmt die Fehler de» Werthe», der natürlich die Irrtümer Forti»’ enthält. Fräulein Talvj und Dozon haben »ich auf den schlechten Text von Karadjitch gestützt, »o daf» ihnen ihre gute Kenntnis des Serbokroatischen nichts hilft. Einen beachtenswerten Zug bringt Yovanovitch nur zu der Vergleichung der verschiedenen Texte, die Matic angestellt hat, hinzu, da» ist der Schlufs, in dem er eine von Forti» begangene Verleumdung der Kindesliebe der kleinen Morlacken sieht; denn Goethe und die übrigen Übersetzer lassen die Kinder vor der Mutter fliehen, im Urtext, mit dem Mérimée übereinstimmt, bricht die Mutter entseelt zusammen de douleur de voir ses enfants orphelins. Mit Interesse wird man auch die letzten Wellen verfolgen, die die Guxla in der zeitgenössischen Literatur hervorbringt, und die Yovanovitch unter anderem bei Coppée und Sardou aufspürt; allerdings ist lebendig geblieben, wa» am meisten als fremdartig berührte, und das ist gerade das, was am wenigsten echt ist (S. 431 f.). Nicht minder wertvoll ist, wa» uns hier ein gründlicher Kenner von der serbischen Literatur in Frankreich nach der Guxla zu sagen hat. Als pikanter Zug sei noch erwähnt, daf» die Guxla in Deutschland »ich selbst in ein so ernstes Werk wie Die serbische Revolution von Leopold Ranke einzuschleichen verstanden hat (S. 456 ff.). Und das geschah ■,m Jahre 1829, nachdem Goethe schon im Jahre vorher Mérimée al» Verfasser genannt hatte. Eine sonderbare Ehrenrettung widmet Yovanovitch dann Gerhard, dem Verfasser der Wila, indem er ihn zum Teil von der Lächerlichkeit befreit, die er Mérimée verdankt; denn erstens habe er nicht gerade behauptet, dafs er hinter der Prosa Mérimées das serbische Versmafs heraushörte, sondern er habe nur der französischen Prosafassung eine poetische Form gegeben, für die er sich tatsächlich einige echte Züge durch »eine Zusammenarbeit mit einem Serben angeeignet habe. Leider sei er allerdings wieder von letzterem düpirt worden. Und sonderbar ist die Ehrenrettung und die ehrlich gemeinte Herabminderung der Lächerlichkeit auch durch den Umstand, dafs Yovanovitch ihm den Kranz einer Gelehrsamkeit und Autorität auf serbischem Gebiete, der ihm von Taine u. a. nach Mérimée aufgesetzt wurde, mit guten Gründen ein für allemal herunternimmt: als einem braven, mit einem gewissen poetischen Talent begabten Dilettanten könne man ihm den ‘Reinfall’ nicht so Übelnehmen, namentlich da er »ich damit ja gar nicht iu so schlechter Gesellschaft befinde. Mit Spannung liest man dann, dafs Yovanovitch auch eine neue Erklärung für die seltsame Beziehung, in der nach Mérimée und Filon Goethe zur Guxla steht, geben will. Er stellt den Fall so dar: Goethe hat schon am 25. Juli 1827 in seinem Tagebuch vermerkt: ‘Unterschobene dalmatische Gedichte’. Am 5. Juli 1827 hatte Gerhard in dem Briefe an Levrault, in dem er um die Mitteilung der Druckbogen der Guxla bittet, erwähnt, er werde Goethe schreiben, dafs er da» Werk in Kunst und Aller-