Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 1.

Von Franz Eugen. 2923

herzen, und die gute Stadt Bingen machte hievon feine Ausnahme. Bingen war im Mittelalter ein blühendex und wichtiger Handelsplaß, dex ſein Emporkommen hauptz fägli<h den ſogenannten „Lombarden“ verdankte. Es waren dies italieniſche Kaufleute, die ſich daſelbſt nieder= gelaſſen, dur ihre Verbindungen mit dem Heimathlande Stalien den geſammten auswärtigen Handel der Stadt an ſich geriſſen und fich große Reichthümer erworben hatten. Ein moderner Schriftſteller hat dieſe Lombaxden mit Recht die Nothſchilde tes Mittelalters genannt, denn iwie heute die Rothſchilds, machten damals dieſe italieniſchen Handel®= herren Geldgeſcäſte mit Fürſten und Herren. FJufolge der Anſäſſigkeit ſo reicher fremder Kaufherren kam natüxr= li viel Geld in Bingen in Umlauf, mit dem ſteigenden Wohlſtand wuchs au<h der Uebermuth der Bürgerſchaft, die ſich ihrem Oberherrn, dem Erzbiſchof von Mainz gegen= über tägli troßiger und ungefügiger benahm. Dies Ver= hältniß wurde aber ein geradezu feindſeliges, als der vom Erzbiſchof neuernannte Biëthumsadminiſtrator, der ener= giſche, fluge Domprobſt Kuno v. Falkenberg verſuchte, dur ſtrenge Verordnungen das Selbſtbewußtſein der Bürger etwas zu dämpfen. Bald war zwiſchen dem Domprobſt und den Bürgern von Bingen das Tafeltuch völlig zerſchnitten, die Leßhteren ſannen Tag und Nacht darauf, wie ſie ſich rächen und ihre Freiheiten zurü>gewinnen könnten, und ſhmie= deten endlich ein Komplott, über deſſen Ausführung und Folgen dex Binger Stadtchxoniſt uns folgendes berichtet :

Die Vexrſchworenen, zu denen die yornehmſten und an= geſehenſten Bürger gehörten , hatten Kunde erhalten , daß