Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 4.
256 Mannigfaltiges.
er heftig mit den Flügeln und frähte, den Kopf gegen einen auf einem Baum ſißenden Adler (den deutſhen Reichsadler) gewendet, mit hellex Stimme. Bei dieſem Klange erzitterte und €rbebte der deutſche Adler und fam erſt wieder zur Ruhe, wenn der grimmige Hahn in ſeine Behauſung zurüctgefehrt war ! Kann es eine lächerlichere Jnſolenz geben ? LD Schwarz und Gold. — Dieſe Farben des öſterreichiſchen Kaiſerhauſes ſtammen aus dem Orient, und zwar von dem Khalifen Abul Abbas, mit dem Beinamen der Blutvergießer, welcher von 750 bis 754 regiertè. Schwarz wax die Leibfarbe ſeines Geſchlechtes, der Beni Abbas, und der Khalif trug daher anfänglih einen ſ{hwarzen Fürſtenmantel. Als ſpäter ſteigender Reichthum und Luxus in das Gewebe des ſ<li<hten Mantels Goldfäden einmiſchte, machte der Herrſcher Schwarz und Gold zur Farbe ſeines Hauſes, da dieſe Doppelfarbe ſih beſſer zum Symbole des heiligen Dunkels und des Glanzes der Majeſtät eignete. Schwarz, die Farbe der Nacht, und Gold, die Farbe der Sonne, welche aus der Nacht geboren wird, verſinnbildlichen das allen Regierungen nothwendige Staatsgeheimniß und die Oeffentlichkeit ihrer Handlungen. Schwarz iſt die Farbe des Schattens, welcher, wie jede gerehte Herrſchaft, kühlt und erfriſcht, Gold iſt die Farbe der Sonne, deren Herrlichkeit allen Augen einleuchtet. Dieſe Farben des arabiſchen Fürſtenmantels gingen na<hmals als Kaiſerfarben in die Jnſignien und den Haushalt der deutſchen Kaiſer über und leben noh heute in denen der Kaiſer von Oeſterreich fort. F. Z.
Herausgegeben, gedru>t und verlegt von Hermann Schönlein in Stuttgart.