Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 5.
42 — lippen des Gli.
Seht ſah man es dem auf dem Strohlager Liegenden
freilich nicht mehr an, daß er ſhön, vornehm und ſtatt= fih no<h vor wenigen Stunden ausgeſehen habe. Sein ganzer Anzug war mit einer Lehmſchiht überzogen und an mehreren Stellen zerriſſen, das Waſſer tropfte nieder aus den vom Regen vollſtändig durchnäßten Kleidern. Auch das Geſicht des Lebloſen war beſ<hmußt dur< Lehm und geronnenes Blut; die ſhwarzen Haare hingen wirr über die Stirn, ſie fielen nieder über eine Wunde, die er fich wohl beim Fall auf einen Stein geſ<lagen hatte und aus der no< immer einzelne Blutstropfen ſi>erten, die langſam über die Schläfe niederſanken und ſi< dann in dem vollen Haar verloren. Die Geſichtszüge des Fremden waren ſ{<wer erkennbar bei dem unſicheren Lichte der zwei von Knechten gehaltenen Stalllaternen und einer Stearinkerze, welche die Kammerjungfer hielt; dieſe aber ſagte doh flüſternd, der arme Menſch müſſe ein Hübſcher junger Mann ſein, wohl kaum über dreißig Jahre alt; wenn das bleiche Geſicht belebt wäre, würde es gewiß ſchön ſein. ; Das Flüſtern der um das Strohlager Stehenden ver= ſtummte plößlih, als Herr v. Wangen mit Fräulein Eliſe und Klärchen, denen Frau v. Wangen langſam folgte, _au83 dem Gartenſalot in den Vorſaal kam; ehrerbietig wurde der Herrſchaft Plaß gemacht. Wangen trat an das kunſtloſe Lager, mitleidig ſchaute er nieder zu dem Unglüklichen, neben ihm ſtanden Eliſe und _Klärchen. Fau v. Wangen warf nux einen ſcheuen Blik auf die regungsloſe Geſtalt, auf das blutbefleœte bleiche