Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

106 : Höheres Walten.

leiſe. Doktor Heim hatte richtig vermuthet, der Kranken= wärter ſagte, der Starrkrampf ſei eingetreten. Man hatte einen Sterbenden vox ſich, der niht mehr fühlte, wie das Gift ſein Jnneres zerſtörte.

„Die Doſis wax zu ſtark,“ ſagte dex Arzt, „hier war Hilfe unmöglich.“

„Sie exkennen das Gift, das den Tod veranlaßt hat?“

„Reines Arſenik. Die Symptome ſind unverkennbar.“

„Und das Fräulein?“ fragte Teiner. „Zſt ſie auch ver=giftet?“ Dex Arzt zu>te die Achſeln. „Fhr ſieher Körper,“ antivortete er, „iſt dur< allerlei Medikamente an Giſte gewöhnt, ſie hat alle möglichen Kuren gebraut, ſih an jeden E gewendet. Möglich, daß ſie nux über eingebildete Schmerzen klagte, möglich, daß ſie eine ſehr geringe Doſis des Giftes genoſſen und daß die Wirkung durch die Medicin, welche ſie gerade zur Hand hatte und die eſſigſaures Eiſen enthält, paralyſirt iſt. J< werde nachſehen, wie es ſteht.“

Teiner viſitixte die Küche und Vorrathskammex, der Arzt kehrte bald zurü> und ſagte, daß er das Urtheil, das ex gefällt, nur wiederholen könne, ex beſorge nichts für den Zuſtand des Fräuleins.

“ Teinex ſeßte ſeine Reviſion fort, nachdem der Arzt ſich entfernt hatte, noch war dieſelbe niht beendet, als der Sohn des Vergifteten eintraf. Die Beſtürzung des jungen Mannes, ſein Erſchre>ten, als ex hörte, daß ſein Vater vom Arzte aufgegeben, der Schrei des Schmerzes, den er | ausſtieß, als ex die entſtellten Züge des Sterbenden ſah,