Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

\ L IS Kriminal-Novelle von E. H. v. Dedenroth. ö - 107

erſchienen ſelbſt dem argwöhniſchen Auge des Kriminaliſten nicht erheuchelt, und doh hatte Teinex faum einen anderen Verdacht ſchöpfen können, als den entſeßlichſten, den es gibt, wenn er nicht an einen Selbſtmord glauben wollte, und dazu lag nicht die geringſte Urſache vor.

Herr Holzbrecher wax als wohlhabender Mann be= fannt, wer ſollte Jutereſſe an ſeinem Tode haben, als die Erben? Jm Seſſel hatte ſih ein verſchüttetes Pulver vor= gefunden, das allem Anſchein nah Arſenik war, der Sohn hatte ſih geweigert, mit dem Vater ein Glas Punſch zu irinfen, er hatte heftigen Streit mit ſeiner Tante, ein ernſtes Geſpräch mit dem Vater gehabt, den man eine Stunde vorher auf der Straße betäubt und beraubt. Dex Vengiftete hatte erklärt, daß ex keinen Argwohn gegen einen Dritten hege, der gewußt haben könne, daß er viel Geld bei ſi< trage. Der Argwohn lag alſo nahe, dex Sohn habe im Geſpräche mit dem Vater entde>t, daß der= ſelbe einen Verdacht hege, den er nicht gegen den Polizei= beamten geäußert, und jener habe darauf ein entſeßliches Verbrechen verübt, um den Vatex daran zu hindern, den Verdacht zu verfolgen.

Das Verbrechen war jedoch zu gräßlih, um den Gedanken daran ſo leicht feſthalten zu können, dex junge Mann machte au<h nichts weniger als den Ein= dru> eines gewiſſenloſen Menſchen. Dex Verdacht mußte ſih dann gegen die franke Schweſter des Ermordeten richten, aber verlor dieſelbe niht dur< das Verbrechen die einzige Stüze ihres Daſeins, fonnte ſie hoffen, der Neffe werde ihr mehr ſein als der Bruder? Das