Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Kriminal-Novelle von E, H. v. Dedenroth. 163

Arſenik im Lehnſtuhl der franken Schweſter des Verſtlor= benen gefunden, das Benehmen dieſer Dame macht ihre Schuld unzweifelhaft, ich hätte ſie verhaftet, wenn der Arzt mix nicht verſichert, daß ſie augenbli>li< unfähig, das Bett zu verlaſſen. Sie beſtreitet, ſi in der Nacht erhoben, das Bett verlaſſen zu haben. Sie hat jedo< in der Nacht in der Küche cin Gefäß mit Waſſer ausgeſpült, in welchem fie wahr= ſcheinlich den Reſt des vergifteten Zuters aufgelöst. Unter dem Ausgußbe>en in der Küche hatte das neue Mädchen, um einen friſchen Oelfle> leichter zu vertilgen, vor dem Schlafen= gehen feuchten Thon auf die Dielen aufgetragen , und ich habe an den Pantoffelſohlen der Dame Spuren dieſes Thons gefunden. Der Umſtand, daß ſie den ganzen Reſt des Zuers für ſich verbraucht haben will, daß die Schale auh niht ein Körnchen Zu>er mehr enthielt, daß ſie anfänglich dem Arzte gegenüber ſi<h über dieſelben Schmerzen beklagte, die ihren Bruder folterten, beſtätigen den Verdacht. Mix ſagte ſie, ſie habe nicht die Kraft gehabt, die Klingel zu ergreifen, aber es hatte ihr die Kraft nicht gefehlt, die Zuckerſchale bis auf das leßte Körnchen zu leeren.

I< beſchuldige ſie des Mordes,“ \{loß Leiner, „UND ih halte Herrn Adolph Holzbrecher, troß des günſtigen Eindru>s, den ex macht, für ihren Helfer und Mitſchul= digen. Es lag im Intereſſe Beider, den alten Herrn daran zu hindern, ſi eine Haushälterin anzuſchaffen, von der ſie vielleicht für<teten, daß fie den alten, no< lebensluſtigen Herrn zu einer zweiten Heirath verleiten könne. Dex Raub= anfall auf der Straße ſcheint mir gemacht, um die Vex-= giftung zu exflären, den Verdacht auf Dritte zu leiten.