Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

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184 — _ Höheres Walten.

ſchalt mich, wenn ich die ſ<le<ten und naſeweiſen Dienſtboten wegjagte, ih hätte das Leben nicht ertragen, wenn eine Perſon den Haushalt führte, der er mehr Einfluß einräumte als mir.“

Es ward angeordnet, die Mörderin in das Spital des Gefängniſſes zu transportirxen, aber fie kam ihrer Verhaftung zuvox. Jn einem unbewachten Augenbli> Hatte ſie ſi mit einer ſeidenen Schnux, die ſie am Bettpfoſten befeſtigt, erdroſſelt, indem ſie ſih, nachdem ſie den Hals in die Schlinge gelegt, aus dem Bette auf die Erde ge= worfen. Das Gutachten der Aerzte geſtattete es, den Mord vor der Welt die That einer Unzure<hnungsfähigen zu nen= nen, die in krankhafter Ueberreizung der Nerven die Folgen= ſchwere ihrer Handlungstweiſe nicht zu ermeſſen vermocht.

Bertha Habel reichte Adolph Holzbre<her nah einiger Zeit froh und vertrauensvoll zum Bunde die Hand. Wie furchtbar für ihn die Stunde geweſen, in welcher als Konſequenz verſchiedener Zufälligkeiten und Umſtände ein entſelicher Verdacht auf ihm gelaſtet, der ihn in ſeiner Trauer um den Verluſt des Vaters doppelt ſchwer nieder=z gedrüdt, um ſo größer war ihm der Troſt, daß Bertha feinen Moment an ſeiner Unſchuld gezweifelt. Frau Habel lebte glüdlich und zufrieden bei ihren Kindern; nie hörte ſie auf, dankbaren Herzens das höhere Walten zu preiſen, welches ſo ſichtlich die Liebe der Beiden behütet, Adolph's Unſchuld an’s Licht gebracht und ſeine Vereinigung mit Bertha ermöglicht hatte.