Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

186 Ines de Caſtro.

Kronprinzen ſogleih mit leidenſchaftlicher Liebe erfüllte. Ines (Agnes) de Caſtro war ihr Name. Sie war mit dem kaſtiliſchen Königshauſe verwandt, und der hohe Liebreiz ihrer äußeren Erſcheinung wurde dur< Tugend, Beſcheidenheit, Sanftmuth und ein edles, der treueſten Liebe und einer ſhwärmeriſchen Hingebung fähiges Ge= " müth verklärt. Don Pedro fühlte ſi<h mächtig zu der ſ<hönen Hofdame hingezogen und vermochte ſein Herz nicht zu bezwingen. Die Beziehungen, in die der Infant als= bald zu der ſ<hönen Jnes trat, blieben au< nicht ver= borgen. Binnen Kurzem war es ein öffentliches Geheim= niß, daß Don Petro in leidenſchaftlicher Liebe zu der Hof dame ſeiner Gattin entbrannt ſei, aber Konſtanze wie au< der König vermieden es, mit gewaltſamen Maßregeln da= gegen einzuſchreiten, wenn es au< Beiden und namentlich der rechtmäßigen Gemahlin Don Pedro’s nahe genug gehen mochte, zumal Konſtanze dem Leßteren aufrichtig zugethan war. Die Leidenſchaft des Kronprinzen für das Hofſräu= lein wu<s8 immer mehx, und wenn Don Pedro auch ſeiner Gemahlin mit vollſter Achtung begegnete, ſo ließ er ſi< doch niht abhalten, alle Hemmniſſe hinwegzuräumen, die ihn von dem Gegenſtande ſeiner glühenden Liebe trennen ſollten. Konſtanze ſah dies, und obwohl ſie ihren Fums= mex darüber zu verbergen ſtrebte, ſo vermochte ſie ſich deſſelben doh nicht zu entſhlagen. Der Gram nagte an ihrem Lebensmarke und verzehrte ſie. Bereits am 13. No= vember 1345, ein Jahr nachdem ſie dem Jnfanten Fer= dinand das Leben geſchenkt, erlöste ſie der Tod von ihren Leiden.