Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Von Florian Greif. 187

Jebt kannte Don Pedro keine Rü>ſichten mehr und geigte ſeine Liebe zu Jnes ohne jede Scheu vor der Oeffent= lichkeit. Wer der Donna niht die gewünſchte Ehrer= bietung zollte, der hatte ſeine Ungnade zu befürchten. Der König aber wünſchte für ſeinen Thronerben ſo bald als möglich eine neue ſtande2gemäße Verbindung, und machte ihm deshalb verſchiedene Vorſchläge, allein der Jnfant lehnte ſie entſchieden ab. Bald ging das Gerücht, der Segen der Kirche habe ihn mit ſeiner Jnes vereinigt, was er jedo< ſeinem Vater gegenüber hartnä>ig ableugnete. Er ahnte freilich nicht, wel ein ſ<hre>lihes Schiſal er dur< dieſes Verhalten über ſein Liébesglü> herauf= beſ<hwor und daß ex no< in die Lage kommen werde, mit dem Geſtändniß des Gegentheils hervorzutreten, wenn es bereits zu ſpät ſein würde.

Eiferſüchteleien geſellten ſich im Laufe der Jahre hinzu, um die unter der Aſche glimmenden Funken der Unzu-= ſriedenheit zur verderbenbringenden Flamme anzufachen..Durch die Begünſtigung, welche der Jnfant den beiden Brüdern der Jnes / Don Alvaro Perez und Ferdinand, ſammt ihrer übrigen Verwandtſchaft am Hofe zu Liſſabon einräumte, fühlten fi mehrere einheimiſche Adelige zu= rüdgeſeßt und wurden von Neid und Haß gegen die Be= vorzugten erfüllt. Jntriguen über JIntriguen wurden in's Werk geſeßt um den Fremdlingen den Aufenthalt in Portugal zu verleiden, und als das niht. gelang, wandte man ſih gegen ihren Protektor und gegen Jnes ſelbſt. Ein gewichtiges, ſcheinbar wohlgegründetes Motiv war bald gefunden. Unter den vier Kindern, welche Jnes dem