Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Roman von Adolph Stre>fuß. 17

ftanden ſei, ſtets eine Heimathbsſtätte ſein, und ih würde mi<h von Herzen freuen, wenn ſie das Schloß als eine ſolche betrachten wolle. Ziehe ſie es aber vox, Oſternau zu verlaſſen und hiedur< unſerer Familientradition ent= gegen zu beweiſen, daß ſie ſi< ganz von mix löſe, dann freilih müſſe auh ih mi< auf die Exfüllung der Pflichz ten beſ<hränken, welche mix das Geſeß gegen ſie auferlege. So weit unſere Familiengeſchichte reicht, haben ſtets die Oſternau vereint im Schloß gewohnt — es ſoll au<h ihre und Lieschens Heimath ſein und bleiben, wenn Frau v. Oſternau ſelbſt es will.“

Es würde Sie ermüden, Herr v. Exnau, wenn ih Ihnen des Weiteren die lange Auseinanderſezung mit= theilen wollte, dux< welche der Lieutenant zu beweiſen ſuchte, daß ex ni<hts ſehnli<her wünſche, als das alte freundliche Familienverhältniß, wie es bisher zwiſchen ihm und ſeinen Verwandten beſtanden habe, wiederherzuſtellen, daß er aber, wenn dies niht mögli<h ſei, ſich darauf bez ſchränken müſſe, Frau v. Oſternau ihre gefeßliche Wittwenpenſion von dreihundert Thalern zu zahlen. Er wußte wohl, daß Frau v. Oſternau unter den obwaltenden Verhältniſſen jein Anexbieten, bei ihm im Schloß zu wohnen, unter feiner Bedingung annehmen könne. Jn dex That war darüber Frau v. Ofternau auh niht einen Moment im Zweifel; ſo ſchwer es ihr wurde, Oſternau zu verlaſſen, entſ{<hloß ſie ſi<h do<h auf Fräulein Lieëchens Zureden, na< Berlin überzuſiedeln, weil ſie in dex großen Stadt leichter als an irgend einem anderen Orte Gelegenheit finden würden, das fſeine Einkommen dur redliche Arbeit zu vergrößern.

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bd, VI. - 9