Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

222 Die Schule des Geizes.

feinem Bette ein gefüllter Geldſa> neben dem anderen ſtand, gab ſeinem Herzen einen Stoß, griff in einen der Säcfe und bot Duperrier — einen Thaler. „Wir müſſen,“ ſagte er dabei, „unſeren Freunden in ihren Nöthen bei= ſtehen, aber au< uns vorſehen, daß wir ſie niht zur Ver= ſchwendung verleiten.“

Als ex todt war, fand man in ſeinem Sterbezimmer ein Vermögen von über 100,000 Thaler, in einzelne Säte gepa>t, baar vor, und Menagius , der zuerſt die Nachricht vom Tode Chapelain's nach der Akademie brachte, ſagte zu Herrn v. Valois: „Sie wiſſen doh, daß unſer Freund Chapelain geſtorben iſt wie ein Müller mitten unter ſeinen Säen.“

Zu den näheren Bekannten Jean Chapelain’s hatte auch der berühmte Luſtſpieldichter Moſlièze, der bereits im Sahre 1678, alſo ein Jahr früher geſtorben wax, gehört, und die Zeitgenoſſen Beider behaupten, daß eine ſeiner trefflichſten Luſtſpielſiguren, „dex Geizige“, viele Züge von Chapelain trage, der in der That wie kaum ein Anderer in der Schule des Geizes groß geworden war.