Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

Von Friedrih Zimmermann. 22

Mara, der Gott der Liebe, der Sünde und des Todes, der Fürſt dieſer Welt, naht ihm mit ſeinen Heexrſchaaren, entfeſſelt die Elemente und ſucht den Boddhiſatva (den die Buddhaſchaſt erſtrebenden) dur<h Furcht in ſeinem Vor-= ſae wankend zu machen. Sakjamuni bleibt unerſchüttert. Darauf bietet ihm Mara alle Reiche dieſer Welt an, zeigt ihm alle Freuden des Genuſſes und verſpricht ihm die Erfüllung aller ſeinex Wünſche. Doch Sakjamuni ſpricht : „Die Begierde führt niht zur Erlöſung, ſie kann nie ge= ſtillt werden, ſie wächst wie der Durſt, wenn man Salz= aſſer getrunken hat. Weiche von mir!“ Jn Verziweif= lung entflieht Mara, und in dex Nacht, die dieſem Kampfe folgt, geht dem Einſiedler dex Saïja das Licht dex Exr= tenntniß auf, vor deſſen Schein Raum und Zeit, der Trug des Werdens und Daſeins, des Entſtehens und Vergehens mit ihren täuſchenden Gebilden verſ<winden. Er überſchaut die unermeßlichen Weltenräume, exfennt, daß Über= all, too der Lebenstrieb ſeine Geſtalten tummelt, fſi< Kampf und Unruhe, Noth und Schmerz, Elend und Jam= mer einſtellen und daß, um dem endloſen Leiden des Lebens zu entfliehen, aus dem Kreis dex Seelenwanderung heraus8zukommen, es nur ein Mittel gibt, nämlich: das Streben nach der Criſtenz in fich ſelber zu ertödten. Mit dieſer lebteren Einſicht hat ex die vollkommene Weisheit (Boddhi) erlangt, ex ift Buddha (der Erleuchtete, Erlöſer) geworden.

Fünfzig Tage verweilt der Siegreich=Vollendete noh im Schatten des Boddhibaumes, dann kehrt ex zu den Menſchen zurü>, um fortan auf Straßen und Gaſſen das