Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 6.

30 Klippen des Glüs.

haltung, die irgend über die Grenze ſeines ſehr engen Ge= dankenktreiſes hinausging.

Egon's einziger Troſt war in dieſen lanzweiligen Tagen der prächtige Flügel, den er von Berlin aus nah Plagniß vorausgeſchi>t hatte. “Jn den arbeitsvollen lebten Jahren hatte er die Muſik vernachläſſigen müſſen, jebt aber ge währte ſie ihm wieder denſelben Hochgenuß, wie in frühe= ver längſtvergangener Zeit. Die fieberiſhe Unruhe, Die ihn erfüllte, ſänſtigte ſich, wenn er ihr Ausdru> in wilden Phantaſien gegeben hatte, wie früher konnte er ſich fo ganz in ſein eigenes Spiel verſenken, daß er ſich ſelbſt vergaß und nur in dem Reich der Töne lebte.

So ſaß ex auh am Nachmittage des vierten Tages nach ſeinem Cinzuge in Schloß Plagniß vor ſeinem ge liebten Flügel, die leßten Töne einer wilden Phantaſie verklangen; ex ließ die Hände in den Schoß ſinken, ſeine Gedanken flogen fort, weit, weit in die Ferne, wohin ihn mächtig ſeine Sehnſucht, der er doch niht folgen durfte, 30g. Ex hatte es, ganz verſunken in fein Spiel, niht gehört, daß der geſtern in ſeinen Dienſt getretene Kam= mexdiener ihm eine Meldung gemaht und dann das Zimmer wieder verlaſſen hatte, er hatte es niht gehört, daß draußen auf der Treppe Schritte ſchallten, daß wieder die Thüre des Zimmers geöffnet wurde, daß mehrere Per=ſonen eintraten, die aber lautlos und regungêlos ſtehen blieben, als ſie ihn ſo ganz in ſi< verſunken fahen.

War es ihm nicht, als höre ex einen leiſen Seufzer? Schnell wandte ex ſih um, da traf ihn der bewundernde