Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

1208 Unſichtbare Hände. =

Ein tiefes Roth färbte in auffallender Weiſe die Wangen Lucia’s. „Jh kann es mir denken,“ ſagte ſie haſtig und lebhaft verwirrt; „Recht8anwwalt Wallerſtein hat Unrecht gethan, die unliebſame und unbedeutende Sache _der Polizei zu melden, es wax niht von Nöthen.“ Sie wandte ſich an Auguſt. „Führen Sie den Herrn in den Salon — bitte, Tantchen, begleite mi!“

Polizeikommiſſär v. Hölgen, ein großer, ſtatilicher Herr, dem man den ehemaligen Offizier auf den erſten Bli> an= E begrüßte mit einer Verbeugung die eintretenden Damen.

„I< muß um Vergebung bitten, daß ih zu ſo früher Stunde ſtöre, Gnädigſte,“ ſagte er. „Leider iſt unſer Einer n Sklave ſeiner Pflicht und muß demzufolge manche ge= ſellſchaftliche Rückſicht in den Hintergrund drängen. Jh habe mir ſchon einige Male vorzuſprechen erlaubt, fand Sie aber, gnädiges Fräulein, ſtets krank; ih freue mi, heute zum Ziel kommen zu können. Es iſt Jhnen zweifel3= ohne bekannt, daß ih in der Cinbruchsſache am Todestage Jhres Herrn Vaters Sie zu beläſtigen Habe?“

Lucia winkte mit der Hand, um Herrn v. Hölgen zum “Plaßnehmen zu nöthigen, und bejahte dann die Frage. Sie nahm ſich vor, möglichſt kurz zu ſein — die krimina= liſtiſhe Höflichkeit des Beamten berührte ſie unangenehm.

(Fortſezung folgt.)