Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

4 Sommerblumen. ſeeliſchen Motive etwa der Crkrankung zu Grunde liegen oder die Rekonvaleszenz aufhalten.“

Geſchmeichelt dur< ſein Intereſſe fuhr die Räthin in ihrer ſelbſtgefälligen Weiſe fort: „Sie müſſen nicht denken, daß Melanie ein Kind iſt, das kein Vertrauen zu ſeiner Mutter hat. OD, im Gegentheil! Und es iſt auh eigent=lich niht nöthig, ein Geheimniß daraus zu machen, daß ſie allen Männern die Köpfe verdreht. Hübſche Geſichter gabs von jeher in unſerer Familie! Sie ſtellt ſi< aber xein närriſh an, wenn i<h von ihren Geſchichten ein Wort ſage, Und ſpricht ſelber niht gern davon. Abex ſie mußte damit heraus. Sie können wohl denken, daß ich die Thörin, “die aus ſolcher Stelle läuft, na<h der Hunderte ſi alle zehn Finger le>en, tüchtig ausſ<halt, als ſie urplöglih na< Hauſe kam. Sie ſagte aber ganz beſtimmt: „Mutter, i<h fonnte nicht bleiben,“ und erzählte dann kurz, was paſſirt war. Cin Vetter der Familie, muthmaßlicher Majorats= erbe, halb und halb mil ihrer älteſten Schülerin verlobt, hatte ihr in unziemli<her und zudringlicher Weiſe die Cour gemacht. Sie war mit Klagen zur Gräfin gegangen. Dieſe entgegnete ihr: „Helfen Sie ſich ſelber, weichen Sie dent jungen Herrn aus; ein ſolcher Gaſt kann weder zur Rede geſtellt, noh weggeſchi>t werden.“ Melanie ſperrt ſih faſt ein, verſte>t ſi< mehr als nôthig, der junge Graf aber fommt auf ihx Zimmer, als die Kinder zu Bett ſind, ſie exſchri>t — iſt immex ein ängſtli<h Ding geweſen — rennt auf den Korridor, wo thr Freund, der Hauslehrer, ihr bez gegnet. „Helfen Sie mix, Herr Doktou!“ ſagt ſie. Ex tritt dem Grafen entgegen, es gibt eine fürchterliche Scene. Am

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