Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Von Ernſt Hellmuth. 189

überſandte. Sie ließ ihm erwiedern, daß ſie einem ver= ſtändigen Manne folche That nicht zugetraut hätte be= flagte den Finger, niht aus Liebe für ihn, ſondern weil er ihn ihretwegen verloren, und wollte ihn behalten und täglich ſehen. Denno<h würde es ihm nicht helfen und wenn er au< tauſend Jahre ihr diente. So bereitete ſie ihm Qual, geſchmeichelt von ſeiner Huldigung, und ſein ſehnſüchtiges eitles Werben um ihre Minne belächelnd.

Ihre Kälte entflammte immer mehr ſeinen romantiſchen Sinn und ſtachelte zugleich ſeine Eitelkeit an. Ex wollte etwas Großartiges, nie Dageweſenes für ſie leiſten, um dadurch ihre Sprödigkeit zu beſiegen. Dazu bat er eigens dur< ſeinen Boten bei ihr um Exlaubniß. „Warum nicht?“ ließ ſie ihm ſagen. „Wie es dem Herrn gefällig iſt, aber nüßen wird's ihm nichts.“

Gleichviel, Herr Ulrich ging 1228 im Wintex E Venedig und ließ ſich da eine mit verſchwenderiſcher Pracht hergeritete Ausſtattung an Kleidern, Rüſtungen und Kleinodien machen. Ex ivar reih genug dazu nah ſeines Vaters Tode und durch die Burgſrau, der er ſih in= wiſchen, unbeſchadet ſeiner Nitterminne, vermählt, Ge= heimnißvoll ſeßte ex ſeine Abſicht in's Werk. Als Alles bereit war, ſandte er Boten mit einer Verkündigung an alle Ritter in Lombardien, Friaul, Kärnten, Steier, Oeſter= rei< und Böheim (Böhmen), daß die Minnegöttin und Königin Venus fommen und ſie Frauendienſt lehren werde. Sie würde ſi<h am Tage nach St. Georg (24. April) aus deim Meere bei Venetia erheben und bis na< Böheim fahz ren. Jeder Ritter, der ihr entgegenkomme und einen Speer