Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 7.

Von H. Bexka. 209

alle Gerichte und legte ſie den Gäſten vor; getrunken wurde faſt niemals unvermiſhter Wein, ſondern ſtets mit Waſſer verdünntex, nur zum Nachtiſch AE ein Becher feurigen Chiers.

Anders aber bei einem großen Gaſtmahl. An dieſen nahmen Frauen außer in der ſpäteren Zeit untex dem ent= ſittlichenden Einfluß einzelner ſ{<le<ter Kaiſer nur ſelten Theil. Uebrigens müſſen “wir dem Bilde, das {wir davon zu entwerfen haben, einige Worte über den vielbeſprochenen und viel übertriebenen römiſchen Tafelluxus vorausſchi>en und daran erinnern, daß wir heute in vieler Beziehung einen größeren Aufwand — wenn au<h häufig mit geringeren Mitteln — entwid>eln, als die römiſchen Großen. Es muß vox Allem betont werden, daß jene gewiſſermaßen Hiſtoriſ< gewordenen Gerichte von Singvögelzungen, das Auflöſen koſtbarer Perlen in Getränken nichts waren als Extravaganzen oder mit anderen Worten Verrücktheiten“ einzelner Weniger, die auh von den Zeitgenoſſen als ſolche gebrandmarkt wurden. Was “aber die harte Beurtheilung anbetrifft, welche der römiſche Tafelluxus deshalb erfahren hat, weil ſeine Menus regelmäßig die „ſeltenſten Koſtbar= feiten aus aller Herren Länder: Hühnér _aus Numidien, Datteln aus Egypten, Krebſe aus Afrika u1- |. w.“ aufz führten, fſo muß man, um gerecht zu ſein, do< au< unſere modernen Verhältniſſe damit vergleichen. Niemand findet aber heute etwas Beſonderes darin, wenn ein Frühſtück Auſtern aus Oſtende (odex neuerdings gar Amerika), Kaviar vom Ural, Gemüſe aus Algier und Portugal, Ananas aus Batavia oder Weſtindien — vielleicht no<h Thee aus

Bibliothek. Jahrg. 1884. Bv, VIL. 14