Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 7
meiner bedarf. Wenn der Herr mi<h für ſeinen alten Freund hält und mich liebt, mir folgt und ſich dur ein Wort von mix beruhigen läßt, wo Jhr Anderen nichts vermögt, ſo iſt das feine Urſache, mi< ſelbſtſüchtig zu nennen, wenn ih an mich ſelber au< einmal denken und mix eine liebe Hausfrau gewinnen will. J< bin in dem rechten Alter dazu, und der Vater hätte keine größere Freude!“ fagte er abwehrend.
„Gewiß, gewiß, Junkex Burkard, Jhr habt in Allem Recht, nux nicht in dem Einen, daß Jhr fort wollt! Liebt $hr die Jſa denn ſo ſehr? J< hab’ ein ſcharfes Auge auf Euch gehabt, aber i< hät! es nimmer geglaubt, daß fie Euh mehr werth ſei, als jedes der anderen Fräulein, oder gar al3 das eigene Leben! Jh hab? vielmehr gez dacht, Junker, Euer Herz ſei noh wie eines Kindes Herz, ruhig und unbewegt, Jhr wüßtet no<h gar niht, was wahre Liebe ſei.“
Es lag ein ſo eigener Ausdru> in den Augen und Mienen der Urſula, daß der junge Mann ſie faſt neugierig anſah und im Stillen dachte: „Jſa hat Recht, die Urſula iſt no< gar hübſch für ihre Jahre, ſie muß einſt ſchöner geweſen ſein, als i< jemals eine Frau ſah.“ Und unter dem tiefen Ernſt ihrer fragenden Augen antwortete er betroffen: „Wahre Liebe? Ja, was wollt Jhr denn, Urſula? Die Jſa iſt ein feines Mädchen, immer vex= gnügt, auh gut und wirthſchaftlih auferzogen, und wie= wohl ih nicht auf Geld zu ſehen brauche, ſo iſt es doh auh nicht zu verachten, daß der Vogt, ihrx Vater, ein vermöglicher Mann iſt.“