Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidhein. 9
gegen fie vorging? Dann ſagte ſie leiſe und traurig: „Es iſt lange her, fehr lange, Junker, da ih jung war und von Herzen liebte. Seitdem ſind viele Lage gekommen, die mir ohne Sonne und Wärme ſchienen, und in all? den Jahren her hat ſi<h mein Herz gelabt an dem kurzen, ſeligen Glü>, welches i< in meiner Jugendzeit mein nannte, und ih habe niht ungeduldig mehr verlangt, denn ih habe großes Glücé genoſſen. War es auh nur für furze Zeit, ſo hat es do< mein ganzes Leben gedauert in der Erinnerung.“
Die tiefe. Empfindung, die aus jedem Worte ſprach, die Beſcheidenheit ihres Tones, und die Demuth, die in ihrem Weſen lag, das Alles verfehlte ſeinen Eindru> nicht auf Buxkard Keller, aber ex wollte ſi<h niht beherrſchen laſſen, ſie ſollte ihm nicht d’rein reden. Feſt entſchloſſen, um Jſa zu werben, ging er an dieſem Abend auf ſein Zimmer und dort ungeduldig auf und ab. Der geringe Widerſtand reizte ihn ſhon und ließ ihn um ſo feſter beharren.
Und wie ex in allen Dingen raſh von Entſchluß und raſh in der Ausführung war, getrieben au< von der geheimen Angſt, daß man ihm, je länger er auf un= beſtimmte Zeit hin in der Burg bleibe, um ſo größere Schwierigkeiten mit dem Fortgehen machen werde, trat ex ſhon am nächſten Tage vor die Markgräfin, um ihr ſeinen Entſchluß mitzutheilen.
Die hohe Frau war ebenſo betroffen wie Urſula.
„Aber Keller, habt Jhr denn die, Jſa lieb? Wir Alle haben nichts von Eurer Werbung gemerkt!“ rief ſie.