Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Von H. Berka. 215
dur< den Golfſlrom gemäßigten Klima?s erfreut, und Reiz fiavik z. B. eine mittlere FJahrestemperatux von 5 Grad Celſius hat, liegen für Grönland die Verhältniſſe bedeutend ungünſtiger, obſchon Kap Farewell, ſeine Südſpiße, mehr als ſieben Breitengrade ſüdlicher als Jsland liegt. Das Klima Grönlands iſt durchaus arktiſch- und nux längs des weſtlichen ſchmalen Küſtenſaumes durch einen Ausläufer des Golfſtromes ſoweit gemildert, daß dauernde menſchliche Beſiedelung mögli wax; neuerdings hat allerdings Nov= denſkjöld auf ſeiner leßten Expedition feſtgeſtellt, daß auh die Oſtküſte theilweiſe von warmen Strömungen beſpült wird und vielleicht bewohnbar iſ. Eine anderweitige Hoff: nung des großen Forſchers, nämlich im Innern ein eis= freies Land zu finden, hat ſi< aber nicht beſtätigt; im Gegentheil fand ex bei feinem Vordringen landeinwärts überall die gleiche todte Eiéwüſte. Und wie die Gletſcher unſerer Alpen nicht ruhen, ſondern unaufhörlich ſangſam thalab wandern, ſo ſchiebt ſi< auch dieſe gewaltige Eis= maſſe fortdauernd dem Meere zu. Allmählig bewegen ſich, dem Geſeß der Schwere folgend, die Gletſcher des Binnen= landes von deſſen Hochplateau und den Hängen der faſt 4000 Meter hohen Gipfel herab, erreichen, landeinwärts immer auf's Neue anwachſend, in zahlreichen Thälern die Küſte und gleiten hier in die tief eingeſchnittenen Fjorde, um hier zu einzelnen Eisbergen abzubröteln, die dann von den wechſelnden Strömungen der offenen See zugeführt werden. Es gilt heute als feſtſtehend, daß die Gletſcher= ſtröme ſogar die einzigen Urheber jener mächtigen Eis= berge ſind, welche das gefährlichſte Hinderniß der polaren