Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Von H. Berka ZI
biſchofs von Bremen, während hundert Fahre ſpäter be= reits ein eigener Biſchof füx die Kolonie ernannt wurde. Mit ziemlicher Gewißheit hat man heute konſtatirt, daß die Kolonie Grönland in der Zeit ihrer höchſten Blüthe etwa 16 Kirchen und mindeſtens 370 größere Ortſchaften und Gehbfte umfaßte, na<h annähernder Schäßung 12,000 bis 14,000 Einwohner beſaß und die wirthſchaftlichen Verhält= niſſe ähnlich denen des heutigen Jslands waren. Die natur= gemäße Folge wax, daß die auf europäiſche Einfuhr angetwie= ſenen, in gewiſſem Sinne troß ihres Wohnſibes in hohem Norden eine europäiſche Lebensart führenden Menſchen dem Verfall entgegen gingen, als widrige Eisverhältniſſe und politiſhe Wirren im Vaterlande die Verbindung mit dieſem auf längere Zeit unterbrachen. Dieſe verderblichen Umſtände traten aber im 14. und 15. Jahrhundert ein, und gleichzeitig haben zweifellos wiederholte Einfälle der Esfimos die Bevölkerung decimint, ſo daß dieſe ausſtarb oder ſih in ihren lebten kümmerlihen Reſten, alle Kultux verlierend, mit den Eingeborenen vermiſchte.
Erſt mehr denn drei Jahrhunderte ſpäter, nachdem faſt jede Kunde von der grönländiſchen Kolonie in Skandinavien erloſchen war, im Anfang des 18. Jahrhunderts, unternahm die däniſche Regierung neue Beſiedelung8verſuche; der waere Pfarrer Hans Egede gründete 1725 die Kolonie Godhaab an der Weſtküſte und wurde dex wahre Apoſtel der Grön=länder — ex huf den Eingeborenen cinen Abſaßmarkt für die reichen Erxlrägniſſe ihrer Jagd, er hob ihre moraliſchen Kräſte und trug für eine allmählige Verbeſſerung ihrer dürftigen Exiſtenz Sorge. Erſt zwei Jahrzehnte ſpäter