Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Von H. Berka, 219
zelt und das leite Holzgeſtell des Kajaks, jenes nur für einen Ruderer beſtimmten, im Nothfall von einem Manne zu tragenden Bootes; vom Fleiſch und Fett des Seehundes nährt ex ſich, mit dem Seehundsthran erleuchtet und heizt er ſeine ſhmußige, enge Hütte und kocht er ſeine Speiſen, wenn ex nicht vorzieht, ſie roh zu verzehren. Dieſes Thier iſt der Lebensquell ganz Grönlands, und man kann mit Gewißheit annehmen, daß das Land bald öde und leer flehen würde, wenn es die Küſten deſſelben verließe. Vor= läufig iſt jedoh jede Befürchtung in dieſer Beziehung unnöthig; einzelne beſonders ungünſtige Jahre ausgenommen, werden jährli< etwa 100,000 Seehunde erlegt, und denz noch iſt bis jeßt eine weſentlihe Verminderung der jagdbaren Thiere nicht zu konſtatiren. Anders dagegen mit dem Walfiſchfang, der im ſüdlichen Grönland faſt ganz aufgehört hat und im nördlichen nux noh wenig einträgs lih iſt; Hier erſehen den Seerieſen freilich die zahlreichen Weißfiſche und Nauwale, die immerhin no< 6 bis 8 Ellen lang werden und je 1 bis 2 Tonnen Spe> geben. Die Flüſſe endlich ſind fehr reich an Lachsforellen — bisweilen fängt ein Knabe an einem Tage 200 bis 300 Stü. Leider verſtehen die Grönländer nicht, mit dem Erträgniß ihrer Jagd hauszuhalten. Jn den Monaten des Ueberfluſſes werden mit nimmerſattem Magen die unglaublichſten Fleiſchund Spe>maſſen vertilgt, 8 bis 9 Pfund Fleiſch täglich ſind für einen Grönländer durchaus keine übermäßige Leiſtung, und die Thranlampe darf Tag und Nacht nicht auêgehen, aber auf eine zwe>mäßige Aufbewahrung des Ueberſchuſſes iſt Niemand bedacht, Ebenſo leichtſinnig wie