Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
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dert worden wax, eine ſtarke Wunde am Kopf und mußte ſich das Haupthaax abſcheexen laſſen. Sofort nahmen ſämmtliche Hofcavaliere mit ſeiner Bewilligung dieſe Haartracht an. Dem Adel wollte nun aber auh die Bürgerſchaft in dieſer Mode folgen: da ergrimmte indeß der „ritterliche“ König und exließ, im Jahre 1535, eine Verordnung, kraft derer allen Bürgern, Bauern und Knechten „bei Strafe der Hart“ verboten wurde, das Haar nach ritterlicher Art ſchneiden zu laſſen. Die „Hart“ aber war der — Strick des Henkers! LZ: Der Sarg des heiligen Liborius. — Ehemals beſaß die Domkirche zu Paderborn die Bildniſſe der zwölf Apoſtel aus gediegenem Golde gearbeitet und einen ſilbernen Sarg, welcher die Gebeine des heiligen Liborius barg. Jm dreißigjährigen Kriege aber raubte Herzog Chriſtian von Braunſchweig ſowohl die goldenen Apoſtel, wie den ſilbernen Sarg. Aus lebtexem ließ ex lauter Thaler (ſogenannte Liboriusthaler) prägen. Später legten zwei reihe weſtphäliſhe Familien, v. Nieshof und v. Weſtphalen, eine beträchtlihe Summe in lauter ſolchen Thalern zuſammen und ließen dem Heiligen dafür einen neuen Sarg anfertigen. E. _K. Strenger Unterricht. — Eine namhafte, no< in den vierziger Jahren lebende dramatiſche Künſtlerin begann ihre Laufbahn in Weimar. Sie hatte bei ihrem erſten Debüt auf den Brettern nur einige wenige Worte zu ſagen. Goethe, der zu jener Zeit befanntli<h Jntendant des Weimar*ſchen Hoſtheatérs war, ließ ſie zu ſih fommen und ſagte: „Nun, mein liebes Kind, ſprechen Sie mix einmal vox, was Sie morgen zu ſagen haben.“ Sie gehorchte. Goethe belehrte ſie nun und ließ ſie die Worte wiederholen. Sie that es. „Noch einmal!“ ſagte der Dichter ruhig. Darauf mußte ſie auf ſein immer auf's Neue wiederholtes: „Noch einmal!“ dieſelben Worte wohl fünfzigmal ſagen, und als ihr endlih, vor innerem Aerger und zurü>gedrängten
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