Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 12.
Hiſtoriſcher Roman von L. Haidheim. 55
Es war nux ein einziger, tiefer Bli>, der hin und wieder flog und kaum Sekunden dauerte, und doh war es Fſa, als fahre ein Bliß vor ihr nieder und erzähle ihr eine lange Geſchichte von ſehnſüchtigem, vergeblichem War= ten auf den Verlobten, und von einer anderen ſchönen Dame, welche ihn auf Hohenbaden gefeſſelt hielt.
Und war ſie denn ſchön? War Kordula v. Jugenheim ſchöner als ſie, die man doh immer die ſchöne Jſa ge= nannt hatte?
Dieſelbe Frage thaten ſi< zu gleicher Zeit Jſa ſelbſt und Hubert v. Keller, und Beide gaben ſich die Antwort: Nein, ſchöner war ſie niht. Was mochte es denn nur ſein, was Burkard ſo zu berücken ſchien ?
Inzwiſchen aber hatte Hubert, den Ausdru> von Jſa's Zügen errathend, haſtig ſeine Hand auf des Bruders Arm gelegt und den Zuſammenfahrenden, der verwirrt ihn anz blidte, mit den Augen nah dex ſeiner harrenden Braut gewieſen !
Das Alles dauerte kaum eine Minute, und doh war es Jedem der Vier, als hätten ſie ganze Reihen von Gedanken durchdacht und zitternd in einen Abgrund ge= ſchaut.
Abéx ſchon war auch dies vorüber. Sich ſchnell faſſend, hatte Burkard Jſa’s Hand ergriffen. Er ſah ihre Be= wegung, ſah den eiferſüchtigen Schre>en, und fühlte an dem ungeſtümen Wallen ſeines Blutes, daß ihm ſelber Unbegreifliches, Niegeahntes geſchehen war, daß ein Sturm in eine ſchon lange heimli<h wüthende Flamme fuhr.
Was ex ſagte und that, wußte ex ſelbſt in dieſem