Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
228 Schaſſot-Reden.
Die Reden dieſer ſogenannten „König8mörder“ hatten, wie man vorher gefürchtet hatte, in der That einen ſolchen Eindru> auf das Volk gemacht, daß der ganze Hof davor erſchrak. Als zwei Sahre ſpäter Heinrih Vane zum Tode veruxrtheilt wurde, beſchloß man, ihm jede Möglichkeit, auf dem Schaffot eine politiſche Rede zu halten, abzuſchneiden. Sobald der berühmte Delinquent auf dem Schaffot angefommen war, jauchzte ihm die Menge zu, die ſih neugierig von allen Seiten um das Gerüſt drängte. Heinrich Nane winkte Schweigen, ex ſah mit leuchtenden Bliden auf das Volk hinab und begann: „Als mix heute Mor=gen der Sheriff den Befehl des Königs überbrachte, ih dürfe nichts gegen Seine Majeſtät und deren Regierung ſprechen, habe ih in gewiſſen Grenzen zu bleiben ver= ſprochen, und meine Rede ſoll ſo wenig verleßend ſein als möglich.“
Gleichwohl überſchritt er das vorgeſchriebene Maß und fing an, das Verfahren ſeiner Richter gebührend zu <haratteriſixen an.
„Sie lügen!“ fiel ihm der wachthabende Lieutenant in's Wort. „J< verbiete Jhnen, dergleichen Reden zu halten!“ Dann gab ex ein Zeichen, die Trommler und Trompeter fielen mit fur<htbarem Getöſe ein; Heinrih Bane deutete dux eine Verbeugung an, € wolle ſi allen Vorſchriften fügen; die Ruhe wurde wieder Hergeſtellt. Ex erzählte nun einige Züge aus ſeinem Privatleben, doch bald vergaß er die vorgeſchriebenen Grenzen auf's Neue, das Getöſe begann abermals, und jeder Verſuch, noh einmal das Wort zu bekommen, blieb fruchtlos.