Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 13.
Von H. v. Spielberg. 241
müſſen dabei ein ziemlich freies Leben geführt haben, denn wiederholt berichten die Chroniken, daß ſie Nachts die Gaſſen dur<ſ<hwärmten, aus Muthwillen in fremde Häuſer einbrächen, ja ſelbſt in den Kirchen abſichtlich falſ<h ſängen, was al3 Gipfel ihrer Bosheit angeſehen worden zu ſein ſcheint.
Trot des Gedeihens fehlte es natürli niht an Unruhen im Innern des Gemeinweſens; wie in allen Städten wiederholten ſi< während des ganzen Mittelalters auh in Ham=burg immer wieder die Zwiſtigkeiten zwiſchen der breiteren Maſſe der Bürgerſchaft und dem hohen „wohlmeinenden und wohlweiſen“ Rath, dem Volke und der Ariſtokratie, welche die ſtädtiſchen Aemter meiſt als einträgliche, wo mögli<h erbliche Sinekuren betrachtete. Gerade in den großen Hanſeſtädten herrſchten die Geſchlechter faſt un= umſchränkt, und dex Hanſebund als ſolcher hielt darauf, daß es fo bleibe. Als z. B. 1375 in Braunſchweig ein Aufſtand der Bürger gegen den Rath von Erfolg begleitet geweſen war, wurde die Stadt ſofort aus dem Bunde aus= geſtoßen und erſt fünf Jahre ſpäter wieder in Gnaden aufgenommen, nachdem acht ihrer angeſehenſten Bürger barfuß und barhäuptig im Rathhaus zu Liibe> exklärt hatten, daß die Meuterei nux aus blinder Heftigkeit ge= ſchehen und allen Braunſchweigern höchſt leid ſei. Jn Hamburg verliefen die Streitigkeiten ohne dauernde tiefere Schädigung des Gemeinweſens, und 1410 fam ein Ver= gleich zu Stande, dur< den die Bürgerſchaft , vertreten dur das Collegium der „ſe<zig Aelteſten“, ſogar einen Antheil an der höchſten Gewalt erhielt.
Bibliothek, Jahrg. 1886. Bd, XII, 16