Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

Kriminal-Novelle von B, v. Wolfshofer. 131

wenn niht dex Zufall, unterſtüt von dem Scharfſinn dex Sicherheitsorgane, einen bedeutſamen Fingerzeig gegeben hätte. Vorläufig entzieht ſi<h die Kenntnißnahme des= ſelben aus leiht begreiflichen Gründen der Oeffentlichkeit. Aber ſo viel iſt ausgemacht: na< jenen Judizien wälzt ſich der Verdacht, den Mord begangen zu haben, mit ſei= ner ganzen Wucht auf jenes junge Mädchen, welches im Nebengemach untergebracht war — auf Ellen Aberdeen, die Schweſter der bedauernswerthen Mutter, die Tante des hingemordeten Kindes. Sie iſt demgemäß auh troß ihres Leugnens ſofort verhaftet und in ſicheren Gewahr= ſam gebracht worden.“

Das Fournal, welches dieſe Hiobspoſt enthielt, entſank den zitternden Händen des Greiſes. Vor ſeinen Augen flimmerte es, dann ſtürzte er mit einem dumpfen Aufſchrei zu Boden.

So fand ihn Will Sideler, der alte Haushofmeiſter von Aberdeenhouſe, als er wenige Augenblicke ſpäter kam, um einige Anordnungen für das Hausweſen einzuholen.

Ein Bli>k auf das Journal, welches zerknittert auf dem Fußboden lag, lehrte Will Sideler den Grund dieſer Kata= ſtrophe kennen, Auch ihn, den alten Mann, dex das Leben in all’ ſeinen Tiefen und Abgründen kennen gelernt, ſhau= derte, als er jene Nachricht geleſen.

„Es wird meinen armen Herrn tödten,“ murmelte ex dilſter. „Jenes Glü>, welches er ſi<h in ſo glithenden Farben ausgemalt, kann er nicht verwinden. Es wax der lebte Anker, an welchen ſi< ſein ohnehin trübes Leben geklammert hat.“