Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 2.

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Von Gottfried Pfeuffer. 223

Tacitus (in ſeiner „Gexrmania“) von den Finnen ausdrü>= lich erwähnt, daß die Erde ihr Lager ſei, fo kann ex damit den bloßen Erdboden meinen oder daſſelbe überhaupt nur deshalb beſonders hervorheben, weil ex in kurzen charaf= teriſtiſchen Zügen Alles zuſammenfaſſen will, was die entz ſeßliche Armuth dieſes Volkes, die er zu ſchildern beabſichtigt, kennzeichnen kann.

Ein über dem Boden erhabenes Bettgeſtell, welches den darin Ruhenden mehr vor Feuchtigkeit und Ungeziefer ſchüßte, dem Körper auh durch die wie von einem feſten Rahmen zuſammengehaltenen Bettſtücke eine bequeme Lage gab, werden die Deutſchen den Römern ſpäter nahzumachen gelernt haben. Zu Kaul’'3 des Großen Zeiten ſpielten die Federbetten, wenigſtens bei den Vornehmen , bereits eine Rolle, und im Haushalte des Kaiſers ſelbſt gab es deren fünf, wozu no< eine Menge Matraßen kamen. Das arme, hörige Volk freilich, auh Bauern, welche in uraltväteri= ſcher Weiſe fortlebten, ebenſo die gemeinen Diener in den Städten ſowohl wie auf den Burgen, ſchliefen gar nicht in Betten, ſondern lagen auf den mit Stroh beſtreuten Fußböden.

Ganz wie das römiſche „„lectus“ Hatte auch das mittel alterliche Wort „bette“ eine doppelte Bedeutung: einmal iſt es das Nachtlager, dann aber bezeichnet man mit dem Worte auch jeden mit Polſtern belegten bequemen Sib, auf welchem man bei Tiſche, in den Hallen oder in den Fenſtern ſaß. Erſt im 13. und 14. Jahrhundert finden wix wieder Betten anſtändigen Ausſehens; doch bildeten dieſelben werthvolle Stüle, wie aus einex Anzahl von