Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 107

ih Dich dem Manne entwand, deſſen Verachtung mir,“ er beugte ſein Haupt tief auf die Bruſt, „jezt ſo wohl verſtändlich wird. Was thäte ih, wenn mir Gaëtannina entriſſen würde ?“

Draußen ſchwanden die Nebel. Die Sonne erhob ſi und warf über die Winterlandſchaft ihr kaltes Licht. Ge= blendet ließ der Graf die Vorhänge niedergleiten. Er ſchrieb. Mit ſto>ender Hand zuerſt, dann fließender und endlich mit leidenſchaftlichem Eifer legte ex ein umfaſſen= des Bekenntniß an ſeinen Vater nieder. Die Schlußworte ſauteten :

„Wenn Du, geliebter Schirmer meiner Kindheit, den Schmerz über dieſe Verirrung Deines Sohnes überwunden haſt, wird der Gedanke Dich verſöhnen, daß ih mi< den vorwuxrfsvollen Blicken des Vaterauges und dem nagenden Skrupel des eigenen Herzens durch einen ehrenvollen Lod entzog. Die Hoffnung, daß wir, meine theure Mutter, Du und i, bald wieder gemeinſam ſ{<lafen werden, wie einſt in glü>liher Kinderzeit, läßt mich die leßte Stunde ungeduldig herbeiſehnen. Aber nicht feige will ih von Jrmengard ſcheiden, die ſich zuverſichtli<h an mein Daſein flammerte, ſie ſoll wiſſend mix verzeihen. Noch eine Bitte, die leßte, lege i<h an Dein Herz, mein theurex, ritterlicher Vater: übermittele Du ein erläuterndes, verſöhnendes Wort an jenen Mann, den ih in dec Sturm= und Drangperiode meines Lebens fo ſ{hwer gekränft und deſſen ſittlicher Werth mix unter bitteren Kämpfen erſt zum BVewußtſein kam. O, daß es mix vergönnt wäre, zu Gaëtannina’s Füßen zu enden!“