Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

112 Der Taliäman E Weibes:

Frauen und Mädchen, LE CE E ſtolze Wahl ein Dorn im Auge war! Abex wenn der Genius in meiner Bruſt no ſeinen Zauber bewährt, ſo werde ih über Menſchentüd>e ſiegen; wie einſt über Schikſalstü>en !“

„So lebe wohl!“ Er reichte ihr die Hand, aber ſie ſtieß dieſelbe von ſi. „Vielleicht iſt es mir mögli, Deine Mißachtung dur ein Geſtändniß zu verringern,“ fuhr er langſam fort, indem er dicht zu Jrmengard herantrat, „ih habe in dieſer ſchre>#lichen Nacht, wo ih die Unmöglichkeit unſerer Verbindung erkannte, Hans Mei= ſchi> das Unrecht eingeſtanden, welches ih ihm, von unreifen Anſchauungen beſeelt, zugefügt. Du hätteſt mir heilig ſein ſollen als ſein Weib. Wenn mich etwas mit dieſem Augenbli> verſöhnt, ſo iſt es der Zufall, welcher meine Kugel damals einige Linien höher lenkte, als mein blinder Haß es wünſchte.“

Sie hing mit fliegendem Athem an ſeinen Worten. „Alſo beinahe ſein Mörder? O ihr ewigen Rächer!“ Sie ſchwankte, ex ‘eilte, ihr beizuſtehen, aber ſie winkte ſo heftig abwehrend, daß er es niht wagte.

„Lebe wohl, Jrmengard! Wir büßen Beide die Schuld unſerer Jugend! Gedenke meiner mit verzeihender Nachſicht, ih konnte niht anders handeln!“ Ex verließ das Gemach in ungebeugter, entſchloſſener Haltung. — —

Eine Viertelſtunde verfloß, Jrmengard regte ſich nicht. Plößlich fuhr ſie mit dem Schrei empor: „Sein Mörder, und ih ſeine Mörderin |“

(Fortſezung folgt.)