Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 15 Parallele zwiſchen Frau v. Paſſevini und Luiſe Mechel= mann exfüllte ihn mit zorniger Verachtung gegen ſämmtkt= liche Freiheitsſtreberinnen, und ein Vergleich, welcher ſich: ihm wider Willen zwiſchen der findlichen Heiterkeit Frmen= gard’s und dem ſinulichen Uebermuth dieſer Gleichheits= prieſterin aufdrängte, ließ ihn den Stab brechen über alle Frauen, welche das Urtheil der Welt herauszufordern wagen.

„Nun, lieber Graf,“ ſagte Frau v. Paſſevini lächelnd, ihre dunklen Augen auf ſein ſprechendes Antliß hHeſtend, „welche Problem beſchäftigt Sie ſo lebhaft, daß Sie die intereſſante Mittheilung unſeres verehrten Präſidenten über= Hören fonnten?“

„Ich bitte um Verzeihung, Frau Baronin, aber fein Problem, zu deſſen Auflöſung man exſt dux< eine Reihe von Schlüſſen gelangen kann, feſſelte meine Gez danken. Vielmehr war es ein moderner Schwindel, deſſen Widerſinnigkeit auf der Hand liegt: Die Fraueneman=zipation !“

„Ach, laſſen wir dieſes unerqui>liche Thema bei Seite!“ rief die verwöhnte Südländerin, deren Geiſt ſih mit tiefer liegenden Fragen nicht gern beſchäftigte. „Das iſt Sache der Gelehrten und des großen Haufens!“

„In einer Hinſicht haben Sie Recht, Frau Baronin,“ entgegnete der Chef des Oberlandesgerichts, Herr v. Ex= leben, ſchnell, „Damen Jhres Standes muß dieſe brennende Frage ewig fern liegen. Man kann nicht beurtheilen, was man nicht kennt. Wer immer ſatt war, ſacht über den Hunger Anderer, und wer einen warmen Pelz beſibt, weiß nicht, was Kälte ift !“