Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Von Aug. Scheibe. 2283

ſeine ſchwer beladene Chehälfte ſtolz neben ihm her dem Hauſe zuſchreitet. Kurze Zeit darauf eilen die jungen Mädchen leichtfüßig mit ihren Fiſchkörben von dannen, um möglichſt ſchnell auf dem Markte oder bei ihren Kunden zu ſein.

An dieſer Küſtenſtre>e befinden ſi<h gleichzeitig die reichſten Fundorte für allerlei Schalthiere, das ret eigent= lie Dominium der weiblichen Thätigkeit. Sobald die Ebbe eingetreten, begeben ſi<h die Muſchelſammlerinnuen, ihre Körbe auf dem Rücen, hinaus na< dem Strande, wo das ablaufende Seewaſſer große Tümpel zurückläßt, und bald iſt die glißernde Fläche mit gebückt einherſchreiz tenden Geſtalten bede>t. Dies Terrain hat ſeine Gefahren; das braune Geſtein iſt mit ſ{lüpfrigen Seegewächſen über= zogen, die Fluth reißt Löcher und läßt, namentlich bei ſtarkem Wellenſchlage, Vertiefungen zurü>k, wo geſtern no< Alles eben war; aber die Muſchelſammlerin hakt ein ſcharfes Auge und einen ſichexen Fuß, und die Muſcheln des Kanals gehören zu ſeinen le>erſten Produkten, deren Preis die Mühe des Sammelns wohl lohnt. Die Fluth läßt dieſe „Früchte des Meeres“ in ganzen Neſtern zwiz ſchen den Steinen, in Tang und anderen Seegewächſen eingebettet zurüc, und zweimal tägli wird dieſer ſrucht= bare Garten der Sce von fleißigen Händen abgeerntet. Dem ungeübten Auge fällt cs ziemlih ſchwer, Schlamm, Seegras und Muſcheln zu unterſcheiden, die profeſſionelle Sammlerin aber bückt ſi<h nie vergebens. Mit ſcharfem Meſſer lòst ſie die Muſcheln ab, wirft ſie in ihren Korb und weiß ſi die einförmige Arbeit zu verſüßen, indem ſie