Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

26 - Der Talisman des Weibes.

Sie ſchüttelte nach alter, ſiege8gewiſſer Weiſe das blonde Haupt.

„Zet niht, evſt wollen wix uns völlig überzeugen, daß wir Menſchen ſind und nicht abgeſchiedene Geiſter. Suſanne ſoll den Thee auf dieſem Tiſchchen ſerviren. Graf Freiberg,“ fagte ſie mit verändertem Ton und ſelbſt= bewußter Haltung, „ſo ſollte es ſein bei einem Wieder= ſehen, Sie mein Gaſt, ih niht der Jhre !“

Gleich darauf fiel ſie in liebenêwürdige Plauderei zu= rüd, fragte Tauſenderlei über die heutige Vorſtellung und ſchalt Freiberg, daß er niht eher auf den Einfall ge= tommen ſei, aus dem Namen Frmengard den Kinſtler= «namen Garda Menari zu bilden.

Der unſagbare Reiz dieſes Beiſammenſeins erhob den jungen Mann auf den Gipfel der Begeiſterung. An ſeiner Seite ruhte die Geliebte. Ein ſüßer Duft von Hyazinthen und Veilchen dur<ſ<hwebte das ſtille Gema<h und ver= miſchte ſi<h mit dem aromatiſchen Hauch, welcher Jrmen= gard’s glänzenden Locken entſtieg. Das monotone Summen des Theekeſſels klang wie die Stimme eines Märchen= erzählers, und wie Beifall ni>end hoben und ſenkten ſich die Palmenwedel über dem Haupte des völlig Verzauber= ten. Dazwiſchen fah er Jrmengard's blaue Augen liebe= voll auf ſi< ruhen, berührte ihre ſchlanke Hand, wenu ſie ihm lächelnd die gefüllte Laſſe reichte, und fühlte elektriſche Ströme durch ſeine Glieder rinnen, als ihr Arm unter ſeinem heißen Bli>k zu beben begann.

„Sehen Sie,“ ſagte die junge Frau, während Suſanne die zahlreichen Bouquets, welche man der gefeierten Künſt=