Bibliothek der Unterhaltung und des Wissens : mit Original-Beiträgen der hervorragendsten Schriftsteller und Gelehrten. Bd. 3.

Roman von Georg Hartwig. 47

Jrmengard ohne Verzug aller Verträge zu entbinden. Dieſen Brief, ein treues Abbild der umtwälzenden Gefühle, welche Freiberg bewegten, trug er perſönlich auf das Poſt= amt, als die Stunde des Wiederſehens heranrü>te. Wie ſelig ſtill und unbelauſcht winkten ihm die geſtern Abend fo ſtürmiſh verlaſſenen Räume! Ex glaubte in den leiſe ſ<wankenden Palmenblättern das Symbok jener zaghaften Liebe zu erkennen, welche Jrmengard ſeiner leidenſchaft lichen Bewerbung andauernd entgegengeſeßt hatte. Wie liebte er fie um dieſer weiblichen Scheu willen heute noh inniger!

„Das Fräulein iſt erſt vor Kurzem aus der Probe gez fommen,“ ſagte die hübſche Zofe verſtändnißvoll lächelnd, als fie dem zukünftigen Gemahl ihrer Herrin die Lhüre öffnete. „Bitte, man erwartet Sie, Herr Graf!“ Dienſt= eifrig dur< das Vorzimmer ihm voranſchreitend, ſlug ſie den rothen Vorhang nah dem Salon zurü>.

Schon etliche Schritte vorher hatte Freiberg vexſchie= dene Stimmen zu hören geglaubt, jeht überblite er eine Gruppe, welche ſeine Liebe niht minder als ſein Zart= gefühl auf's Aeußerſte verletzte.

Im Kreiſe mehrerer Herren, unter welchen der Graf den Präſidenten v. Exleben {nell erkannte, lehnte Garda Menaxri in halbliegender Stellung auf dem Divan. Ein Hausgewand von Seide mit bunten Blumenranken geſti>t, konnte den fleinen Fuß nict ganz verhüllen, der ſich nah dem Takt des zuleßt geſungenen Finale noh lebhaft bez wegte. Jhre Wangen, von der gehabten Anſtrengung und momentanen Erregung friſcher gefärbt, wetteiferten